Der fünfte Reiter

/ Kurt Bracharz

Die päpstliche Akademie »Regina Apostolorum« des Ordens »Legionäre Christi« wird ab Oktober einen Fortgeschrittenenkurs über Satanismus anbieten, dessen Teilnehmer am Ende eine Exorzismus-Prüfung ablegen können.

Möglicherweise will der Vatikan damit solchen Pleiten vorbeugen, wie sie jüngst den Orthodoxen in Rumänien passiert sind, wo eine junge Nonne am Kreuz gestorben ist - nicht für ihren Bräutigam Jesus und nicht mit der z. B. auf den Philippinen vorherrschenden Begeisterung für freiwillige Selbstkreuzigungen, sondern nach tagelanger, als Exorzismus betrachteter Folterung. Der Exorzist, die Mitschwestern, der Klosterabt, der Dorfpfarrer, und die regionale Bevölkerung finden das alles okay, der orthodoxe Patriarch in Bukarest wollte kein Urteil abgeben, weil er nicht wisse, »was die junge Frau getan« habe.

SPIEGEL-TV brachte in diesem Zusammenhang Bilder von einem Dorffriedhof, wo vor zwei Jahren ein wenige Tage alter Leichnam ausgegraben, sein Herz auf eine Mistgabel gespießt und verbrannt worden war. Ein Bäuerlein mit drei oder vier Zähnen im Mund zeigte, auf welcher Spitze seiner Mistgabel das brennende Herz gesteckt hatte. Der Grund des rumänischen Rituals: der Verstorbene war seinen Verwandten im Traum als Vampir erschienen. »Willkommen in der EU!« spottete der SPIEGEL-Moderator und wusste vielleicht gar nicht, wie passend das war.

Im London werden in der afrikanischen Gemeinschaft immer wieder in Afrika billig eingekaufte und ins Land geschmuggelte Kinder rituell zu Tode gefoltert, teils als Exorzismus, teils zur Fetischherstellung. Die Polizei untersuchte in den letzten fünf Jahren über 30 solcher Ritualverbrechen. Die verstümmelten Kinderleichen auf den Sektionstischen lassen keineswegs jene Kritiker verstummen, die das alles nur für eine »rassistische Hexenjagd« halten.

Die Religionen, gleich ob Primitiv- oder Hochreligion, sind der fünfte apokalyptische Reiter - man traute sich damals, als diese Symbolik erfunden wurde, nur noch nicht, das darzustellen.