Gnomendämmerung

/ Kurt Bracharz

Die Schweiz ist um einen Mythos ärmer: Die Gnomen von Zürich haben sich als gewöhnliche Wichtel erwiesen. Wahrscheinlich hört man deshalb diese Redewendung kaum noch. Gnomen haben im Unterschied zu verwandten Elementargeistern wie Zwergen, Venedigermännlein und Heinzelmännchen einen Zug ins Sinistre.

Sie tapern nicht mit einem ‘Hi-ho’ auf den wulstigen Lippen mit geschultertem Bergmannswerkzeug in den Schacht bzw. zum Tresor hinunter, sie helfen den Menschen nicht (auch wenn sie manchmal so tun, als ob, es geht aber nur um ihren Profit) und sie sind auch nicht nach dem Kindchenschema wenigstens ein bisschen sympathisch. Deshalb war von den ‘Zürcher Gnomen’ die Rede, als man noch glaubte, sie bunkerten in ihren Tresoren unter der Stadt und in den ausgehöhlten Bergen hauptsächlich Nazigold, Diktatorenbeute und Schwarzgelder von höchst obskuren Einlegern.

Jetzt, wo die UBS im Vorjahr 21 Milliarden und in diesem Jahr bis jetzt 19 Milliarden Franken abschreiben musste und vermutlich noch ein paar weitere Milliarden Stutz aus der Bilanz flutschen werden, sehen die Herren in den grauen Anzügen doch eher wie gewöhnliche Gartenzwerge aus, vor allem, wenn man bedenkt, wie es zur großen Pleite gekommen ist, nämlich durch grenzen- und hirnloses Vertrauen in dubiose Ratings von Wertpapieren, die durch US-Hpyothekarkredite hätten gedeckt sein sollen, wobei die eigentliche Struktur dieser Asset Backed Sucurities den doch wohl professionellen Käufern offenbar verborgen blieb. Gier war auch dabei. Die UBS wollte die größte Investitionsbank weltweit werden, deshalb kaufte sie noch fleißig zu, als die anderen schon alarmiert Papiere abstießen.

Jetzt ist der Aktienkurs der UBS auf ein Drittel des Wertes vor der Krise abgesackt, asiatische Staatsfonds sind mit Milliardenkrediten eingestiegen und das Management freut sich über Almosen wie drei Milliarden Franken Steuergutschrift des Staates. Aber verglichen mit dem BAWAG-Management und dessen Peanuts-Verlust geht’s den UBS-Oberen blendend.