Die Erniedrigten und Beleidigten

Der französische Karikaturist Siné, 79, dienstältester Mitarbeiter von ‘Charlie Hebdo’, einer Satirezeitschrift, die z. B. die dänischen Mohammed-Karikaturen nachdruckte und um ein paar eigene Beispiele erweiterte, ist entlassen worden. Er hatte den Präsidenten-Sohn Jean Sarkozy einen ‘würdigen Sohn seines Herrn Papa’ genannt: ‘Und sitzt schon im Regionalparlament! Praktisch mit Applaus ist er vom Gericht vom Vorwurf der Fahrerflucht freigesprochen worden. Aber der Kläger war ja schließlich ein Araber. Das ist nicht alles: Er hat erklärt, er wolle sich zum Judentum bekehren, bevor er seine Braut heiraten werde, eine Jüdin, Erbin der Darty-Begründer. Der Kleine wird es weit bringen im Leben.’

Als die Sarkozy-hörige Presse daraufhin Antisemitismus konstatierte, verlangte ‘Charlie’-Chefredakteur Philippe Val eine Entschuldigung Sinés, zu der sich dieser bereit erklärte, bis er erfuhr, dass Val ihn auch noch verurteilen wollte, worauf Siné erklärte, er lasse sich lieber den Schwanz abschneiden, bevor er vor Sarkozy auf die Knie fiele.

Noch schlimmer als Jean Sarkozy fühlt sich Muammar al-Gaddafi von der Schweiz beleidigt, hatten doch die Genfer seinen Sohn Mutassim Bilal vorübergehend in der bestausgestatteten Zelle des Justizpalastes festgesetzt, und das nur, weil er zwei Hausangestellte permanent auf eine Art malträtiert, die unter Nicht-Arabern als Körperverletzung gilt. Das kann sich Gaddafi, dessen Land trotz Lockerbie, bulgarischen Krankenschwestern usw. nicht als Schurkenstaat gilt, nicht bieten lassen: Schweizer Büros wurden geschlossen, Swiss-Flüge gestrichen, ein Öl-Lieferboykott angekündigt und zwei Schweizer Geschäftsleute unter fadenscheinigem Vorwand ins Gefängnis geworfen, also als Geiseln genommen.

Bilal Gaddafi war schon früher aufgefallen, z. B. als er seine schwangere Frau schlug oder als er mit 140 km/h über die Champs-Elysées bretterte und bei der Anhaltung seine Leibwächter auf die Polizei hetzte. Wieso leistet sich die EU eigentlich keine Watch-List?