Erstaunliche Gemeinsamkeiten

Wenn sich jemand die Mühe gemacht haben sollte, zur amerikanischen Präsidentenwahl möglichst viele Zeitungsartikel gelesen und Fernsehdiskussionen gesehen zu haben, wird er jetzt feststellen müssen, genauso klug zu sein wie jemand, der sich das alles erspart hat. Wer diese Wahlen gewinnen wird, weiß nämlich keiner.

Aber werden denn nicht die 50 Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung den wählen, der ihnen eine verspricht? Das könnte schon sein – allerdings hat’s keiner im Programm: McCain ist definitiv gegen eine verpflichtende Krankenversicherung, Obama will wenigstens eine für alle Kinder durchsetzen, lehnt sie aber für Erwachsene ebenfalls ab. McCain will den Irak halten und die US-Truppen in Afghanistan aufstocken. Obama will 7000 Mann aus dem Irak abziehen und nach Afghanistan schicken. Beide ziehen einen Militärschlag gegen den Iran in Betracht. Auch die Gegner der Todesstrafe können eine Münze werfen, wen sie wählen sollen: Beide Kandidaten sind – wie eine starke Mehrheit ihrer Wähler ­– für die Todesstrafe.

Haben wenigstens Umweltbewusste eine klare Präferenz? McCain will vor den US-Küsten nach neuen Ölquellen bohren lassen (seine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft auch in den Naturschutzgebieten von Alaska). Und Obama? Will vor dem US-Küsten nach neuen Ölquellen bohren lassen (allerdings erst, seit ihm klar wurde, dass McCains Forderung bei den amerikanischen Wählern, die derzeit andere Sorgen als den Umweltschutz haben, gut ankommt). McCain will 45 neue Atomkraftwerke bauen lassen, zweifellos alle nur zur zivilen Nutzung (ähnlich wie Ahmadinejad). Obama ist für Biokraftstoffe und sagt nichts zum Thema der daraus folgenden Preissteigerungen bei Getreide.

Eine Gemeinsamkeit der beiden Kandidaten: Ihr vorzeitiger Tod würde Doomsday bedeuten. Stürbe Obama als Präsident bei einem Attentat, begänne wohl der von Charles Manson erträumte Rassenkrieg, und nach McCains Krebstod säße ein lippenstiftverschmierter Pitbull im Weißen Haus, jedenfalls bis zu Harmageddon.