Hasta la vista, Vista!

/ Kurt Bracharz

Eine Zeitlang konnte man sich täglich fragen, welche bekannten Unternehmen wohl heute als pleite in der Zeitung stehen würden. (Derzeit sind es Kaufhäuser; auf die nächste Branche möchte ich keine Wetten annehmen.) An die Microsoft Corp. hat man dabei aber nie denken müssen, und auch jetzt hat der weltgrößte Softwarekonzern keine echten Probleme.

Aber im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2008/2009 gab es zum ersten Mal in der über 30-jährigen Geschichte von Microsoft einen Umsatzrückgang. Sechs Prozent weniger, da waren’s nur noch 13,6 Milliarden Dollar, wo die Analysten doch mit 14,1 gerechnet hatten! Und womit lief das Geschäft besonders schlecht? Das ist leicht zu erraten: Mit Windows Vista. Der Windows-Umsatz schrumpfte gleich um 16 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar. Schuld sein sollen die Mini-Laptops, für deren Prozessoren und Speicher Vista ein viel zu großer Brocken wäre und die deshalb mit alten Windows-Versionen laufen.

Wenn man sich aber ansieht, wie schwunghaft bei manchen Computervertreibern das Geschäft mit herkömmlichen Laptops läuft, auf denen das stabile Windows XP vorinstalliert ist, und wenn man sich daran erinnert, was Fachpresse und populäre Computerzeitungen seinerzeit von Windows Vista hielten, sofern sie nicht nur Microsoft-Aussendungen auf ‘redaktionell’ umschrieben, dann liegt der Umsatzrückgang wohl kaum an den Mini-Laptops. (Übrigens kommt es auch anderswo als bei Windows vor, dass die neuere Version einer Software daneben gegangen ist: Mac-User warnen einander derzeit vor iMovie 9, dem die großartige Intuitivität der früheren Versionen vollständig abhanden gekommen sein soll.) Beim Betriebssystem steht Windows 7 ins Haus, wird aber nach Vista wohl auf Skepsis stoßen.

Microsoft-CEO Steve Ballmer sieht die Zukunft im Cloud-Computing (Software wird über das Internet bei Microsoft als Dienstleistung gemietet), eine Idee, die schon seit Jahren herumgeistert, aber im Deutschen fällt einem zu einer solchen cloud das Wort ‘Wolkenkuckucksheim’ ein.