Eat The Rich!

/ Kurt Bracharz

‘Was wäre denn, wenn ein paar Banken oder Konzerne pleite gingen? Führe der Bus nicht mehr? Gäb’s bei Lidl keine Jogginganzüge aus Ballonseide mehr? Fiele die Heizung aus? Müssten Millionen obdachloser Proleten in Armenküchen ernährt werden? Erlebte man die Anwälte und Zahnärzte beim Abweiden ihrer Golfplätze? Oder ist Weltuntergang und keiner geht hin?’

Das schrieb ‘konkret’-Herausgeber Hermann L. Gremliza in der Januarnummer 2009 seiner Zeitschrift – also nach dem ersten ‘Bankenhilfspaket’, nicht erst angesichts der aktuellen staatlichen ‘impliziten Eventualverbindlichkeiten’ (EZB-Quacksprech) im Frühjahr 2010. Mittlerweile überlegen Kommentatoren, was denn nun wäre, wenn die Griechen den Staatsbankrott erklärten. Das Beispiel des argentinischen Staatsbankrotts 2001 kann man nicht heranziehen, weil die damalige massive Abwertung der Landeswährung Peso beim Euro als Währung des EU-Raums nicht möglich ist. (In Argentinien hat das Bürgertum Ersparnisse und Vermögen verloren, die Peso-Abwertung pushte den Außenhandel und mittlerweile ist der Binnenkonsum wieder gewachsen.)

Die jüngst beschlossenen Staatshilfen in Höhe von fast 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des EU-Raums kommen den Privatbanken zugute, die sich bei der Europäischen Zentralbank zu niedrigstem Zinssatz Geld leihen können, um es z. B. in die für sie lukrativen griechischen Staatsanleihen zu stecken. Für diese können sie einen Risikoaufschlag kassieren, der die Anleihen für Griechenland verteuert; erweisen sich die Anleihen als ‘toxisch’ (gängiger Euphemismus für wertlos), kommen die Bürgschaften der EU-Staaten zum Tragen.

Mehrere Ritter von der traurigen Gestalt halten die Riesen des Finanzkapitals für Windmühlen, aber die Farce um die Einführung einer Transfersteuer öffnet vielleicht mehr Leuten die Augen dafür, dass Politiker nicht einmal mehr als Erfüllungsgehilfen des Kapitals gebraucht werden, sondern nur noch Dekor sind.

Übrigens: Der 1. Quartalsgewinn 2010 der Deutschen Bank beträgt 2,8 Milliarden Euro.