Welcome to the slaughterhouse!

/ Kurt Bracharz

Eine Reihe von Denkern und Dichtern hat die Welt als ein Schlachthaus gesehen, und das nicht nur während Kriegen, also beim gegenseitigen Abschlachten der Menschen (wo die Metapher nur allzu nahe lag), sondern auch in der Gesamtsicht der Erde als dem Planeten, auf dem sich die Nahrungsketten gierig umeinander winden und nicht nur die Tiere einander fressen, sondern auch Pflanzen ihre Nachbarn zu vergiften oder zu erwürgen versuchen und auf jeden Fall jedes Lebewesen im permanenten Konkurrenzkampf mit anderen – auch solchen der eigenen Art – steht.

Wir leben aber nicht nur metaphorisch in einem universalen Schlachthaus, sondern auch tatsächlich inmitten realer Schlachthöfe. In Deutschland werden zum Beispiel pro Jahr 55 Millionen Schweine geschlachtet, dafür braucht es entsprechende Einrichtungen. Bei ungefähr 500.000 von diesen Schweinen versagt der gesetzlich vorgeschriebene Betäubungsmechanismus, und auch 200.000 Rinder pro Jahr werden ohne Betäubung maschinell zerteilt. Solche Informationen gelangen neuerdings häufiger an die Öffentlichkeit, die davon nie etwas wissen wollte; es gibt offenbar aktuell eine Kampagne für den Vegetarismus.

Auch die Ausführlichkeit, mit der Jonathan Safran Foers neues Buch ‘Tiere essen’ in sämtlichen Feuilletons besprochen wird, lässt diesen Schluss zu. Wird in Kürze auf jedes Metzger-Einkaufssackerl ‘Fleischessen kann tödlich sein’ aufgedruckt, wird man Leberkässemmeln nur noch in geschlossenen Kabinen verzehren dürfen? Werden Fleischverkäuferinnen, die Kindern Wursträdchen schenken, zumindest im Internet an den Pranger gestellt? Wird McDonald’s das Geschäft mit Veggie-Burgern machen müssen?

Wie? Alles Quatsch? Hätten Sie vor, sagen wir, zehn Jahren, ein Rauchverbot in Festzelten für möglich gehalten? Und dass sich alle fügen würden, auch die Italiener und die Griechen? Nur Serbien leistet noch Widerstand und propagiert Raucher-Ferien. Dort ist auch nicht so bald mit der Einführung von Seitan-Cevapcici zu rechnen. Hoffe ich jedenfalls.