China und Korea

/ Kurt Bracharz

Von den Regimen, deren baldige und vollständige Liquidierung weltweit von beinahe jedem überhaupt Informierten – ob nun grundsätzlich links oder rechts orientiert – wegen ihrer extremen Inhumanität erhofft wird, werden mehrere von China unterstützt, was manchmal Verwunderung auslöst: Müssten eigentlich nicht auch die Pekinger Politiker zum Beispiel diese obersten Kims in Nordkorea zum Kotzen finden?

Dass China zum Beispiel die Militärjunta in Birma an der Macht hält, verwundert nicht, die Chinesen saugen das Land ja wirtschaftlich aus und sind damit gegen jede Veränderung der politischen Situation. Aber was für ein ökonomisches Interesse könnten sie an Nordkorea haben, das zwar anscheinend Uranaufbereitungsanlagen auf dem modernsten Stand der Technik bauen kann, aber gleichzeitig am Tropf der chinesischen (und südkoreanischen) Lebensmittellieferungen hängt? Kein erkennbares – aber China hat größtes Interesse an einer stabilen Lage bzw. Regierung in Nordkorea, denn ein Umsturz würde der chinesischen Regierung eine Unzahl von norkoreanischen Flüchtlingen ins eigene Territorium bringen, die sie wahrscheinlich nicht einmal versorgen könnten, von der politischen Unruhe durch eine neue ‘Minderheit’ ganz abgesehen.

Einen internen Militärputsch gegen die Kims würde wahrscheinlich auch China unterstützen, es scheint aber keinen Ansatz dazu zu geben, weil Abschottung und Propaganda in Nordkorea sehr effektiv zu funktionieren scheinen. Also stützt Beijing zähneknirschend ein Regime, da es sonst wie die Tibeter behandeln würde, und wendet sich gegen die südkoreanisch-amerikanischen Seemanöver der nächsten Zeit in seiner ‘ausschließlichen Wirtschaftszone’ (200 Seemeilen vor der Küste). Zur Versenkung der Korvette ‘Cheonan’ im März durch einen nordkoreanischen Torpedo und zum nordkoreanischen Artilleriefeuer auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong vor ein paar Tagen mit vier Toten und 18 Verletzten äußert sich die chinesische Regierung nur sehr schwammig – aber was soll sie auch dazu sagen?