R.I.P. – Rest in pieces

/ Kurt Bracharz

Als neulich der Großwoiwode der Woiwodschaft Serbien starb, stellte ein Club-leitender Tiroler die Frage, ob mit dem Tod dieses beinahe 100-jährigen gefürsteten Grafen von Tirol, der übrigens auch König von Jerusalem etc., Herzog von Auschwitz und Zator, Herr auf der windischen Mark, König von Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien sowie Graf von Hohenembs, Feldkirch, Bregenz, Sonnenberg etc. war, ‘die Dynastie’ erloschen sei (obwohl der Familienclan allein in der toskanischen Linie über 600 Köpfe zählt).

Die Talkshow-Teilnehmer verstanden die Frage vielleicht nicht ganz richtig, denn sie verneinten sie mehrheitlich. Aber da mit Otto Habsburg-Lothringen nun einmal der letzte Kaisersohn gestorben ist, also der letzte Habsburger, dessen Vater tatsächlich noch Kaiser war (und nicht nur wie Otto eine Zeitlang den Anspruch erhob), würde es seinen Nachkommen nicht einmal nützen, wenn sie Charisma hätten; sie haben aber eh keines. Für die bunten Adelszeitschriften und die Klatschspalten und vielleicht auch für Regionalpolitik wird sich da sicher Nachwuchs rekrutieren lassen, aber mit dem Kaiser-Getue ist’s vorbei – die bizarren Begräbnisriten und Gedenkgottesdienste für Otto Habsburg in drei Ländern sind der allerletzte imperiale Nachhall.

Sie haben historischen Charakter – der Leichnam des 1137 in Tirol verstorbenen Kaisers Lothar von Süpplingenburg (nomen est omen) wurde sechs Stunden lang gekocht, bevor man sein Fleisch vom Skelett trennte, um Letzteres in Sachsen beizusetzen. Das Süppchen wurde vermutlich weggeschüttet. Auch bei allen salischen Herrschern wurde das Herz extra bestattet, ebenso bei Ludwig XIV., Maria Theresia oder Napoleon. Das Herz des Wittelsbachers Ludwig II. wird in Altötting aufbewahrt. Auch bei den in der Kapuzinergruft ruhenden Habsburgern hat die Herzbestattung Tradition, zuletzt 1989 bei Ottos Mutter, Zita von Bourbon-Parma. Das Herz von Otto Habsburg soll Mitte Juli ins ungarische Benediktinerkloster Pannonhalma nahe Györ gebracht werden.