Ein republikanischer Grasser

/ Kurt Bracharz

Nach Clint Eastwoods wirklich guten neueren Regiearbeiten seit ‘Million Dollar Baby’ hätte man ihn für einen Anwalt der kleinen Leute halten können, und wahrscheinlich sieht sich der 82-Jährige selbst auch so. Umso erstaunlicher ist seine Begründung für sein Eintreten für den Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. Eastwood sagte nämlich, er hoffe, dass Romney ein angemessenes Steuersystem schaffen werde, eines, das Fairness bringe und die Leute nicht gegeneinander aufhetze, weil sie sich fragten, wer Steuern zahle und wer nicht.

Nun ja, dass der Multimillionär Romney seit zehn Jahren keine Steuern mehr gezahlt hat, ist keine Frage, das räumt der Republikaner selbst ein. Dass Romney zum Beispiel sein Schweizer Konto bei der UBS aufgelöst hat, um auch von jener Steueramnestie profitieren zu können, die mittlerweile 35.000 Amerikaner genützt haben, glaubt nur der Steuerprofessor Graetz von der Columbia University nicht, der nach intensivem Studium der einzigen von Romney publik gemachten Steuererklärung für das Jahr 2010 hinsichtlich Auflösung und Amnestie zum Schluss kam: ‘Er ist zu schlau für so etwas.’

Credit Suisse und UBS unterstützen übrigens in den USA Romneys Kandidatur. Graetz vermutet, dass Romney mit Konten unter anderem auf den Caymans und den Bermudas eine ‘Steueroptimierungsstrategie’ betreibe, deren vollständiges Bekanntwerden sein Image auch beim von den Republikanern überzeugten kleinen Mann beschädigen würde. Romney verweigert konsequent die in den USA für Präsidentschaftskandidaten übliche Veröffentlichung der Steuererklärungen. Ironischerweise hatte sein Vater sie 1968 im Rennen um einen Gouverneursposten eingeführt, indem er als erster seine Steuerverhältnisse der vorigen 12 Jahre öffentlich machte. John McCain publizierte 2008 ebenso wie sein Gegenkandidat Barack Obama die Steuererklärungen der letzten 16 Jahre.

Veröffentlicht sind immerhin Romneys Steuerpläne, wenn er Präsident würde – sie kämen den Superreichen zugute. Vielleicht müsste er dann auch selbst nicht mehr in Steueroasen flüchten.