Von Clowns und Komikern

/ Kurt Bracharz

Ironischerweise hat der deutsche Kanzlerkandidat Steinbrück das Clown-Thema aufs Tapet gebracht, ironisch ist das, weil er selbst ja recht gut in einem altdeutschen Rüpelspiel auftreten könnte, und diese komisch-derben Rüpel historisch die Vorläufer der Clowns waren. Steinbrück sagte gleich nach der italienischen Wahl, da seien zwei Clowns gewählt worden, und der ‘Economist’ titelte ebenfalls über das italienische Wahlergebnis: ‘Send in the clowns’. Der Volkstribun Grillo, der auch ohne Maske wie ein schlecht geschminkter Clown aussieht, hat sich das verbeten, er sei nämlich kein Clown, sondern ein Komiker.

Auch in Österreich hätte man mit dem Clowns-Thema journalistisch arbeiten können. Pröll hatte zwar nur von Natur aus die berufstypische Frisur, für die beispielsweise Grock eine Perücke genötigte, aber Dörfler spielte die Rolle des Dummen August immer perfekt – falls er sie spielte. Und der alte Hanswurst Strohsack hatte im ORF Auftritte, die man ja wohl nur clownesk nennen kann. Er wäre vielleicht lieber als Darth Vader herübergekommen, erinnerte aber mit seinem grotesken Geknödel über das Gold und die Macht mehr an den amüsanten Film ‘Killer Clowns from the Outer Space’. Dass er für seine Nummer in Niederösterreich offenbar ein begeistertes Publikum von doch annähernd 10 Prozent der Wähler gefunden hat, wirft ein neues Licht auf dieses Bundesland. Gegen die superklebrige schwarze Übermacht würden die Leute dort wahrscheinlich auch den Gottseibeiuns anrufen, wenn es ihn nur gäbe.

Ja, ja, ich höre gleich ein für allemal mit dem Clownsthema auf. Erinnern möchte ich nur noch an John Wayne Gacy, den amerikanischen Serienmörder (33 zumeist gefolterte, vergewaltigte und erwürgte männliche Opfer), der als ‘Pogo der Clown’ in einem selbstgenähten Kostüm bei Straßenfesten Kinder unterhielt und sich 1978 bei einer von ihm organisierten Parade in Chicago mit Rosalynn Carter, der Frau des demokratischen US-Präsidenten, fotografieren ließ. Gacys letzte Worte bei seiner Hinrichtung 1994 waren ‘Kiss my ass’. Dass sich viele Kinder vor Clowns fürchten, statt über sie lachen zu können, hat aber nichts mit Gacy zu tun. Ein historisch früherer Massenmörder, der dasselbe Komiker-Bärtchen wie Charlie Chaplin trug, kündigte ganz unkomikerhaft frühzeitig seinen politischen Gegnern an, dass ihnen das Lachen schon noch vergehen werde. Seine allerletzten Worte vor seinem Suizid 1945 sind nicht überliefert.