Im Limbus werden Zimmer frei

/ Kurt Bracharz

Wie sich jetzt herausgestellt hat, haben sich in Rom dreißig Theologen – vermutlich alles erwachsene Männer mit normalem I.Q. und westlich geprägten Lebenserfahrungen – jahrelang mit der Frage beschäftigt, was im Jenseits aus Kindern wird, die ungetauft gestorben sind. Herausgestellt hat sich das, weil der Papst, ein auch nicht mehr ganz junger, als intellektuell geltender Bayer, neulich das ihm vom Präfekten der Glaubenskongregation vorgelegte Dokument »Die Hoffnung auf Erlösung für Kinder, die ungetauft sterben« approbiert hat.

Also, auch der Papst meint: Vorhölle gibt’s keine. Die Vorhölle, theologisch »Limbus« genannt und nicht zu verwechseln mit dem Fegefeuer (Purgatorium), war eine Art Grenzzone zwischen Himmel und Hölle, in der die ungetauften und folglich mit der Erbsünde behafteten Seelen zwar nicht gequält (»bestraft«) wurden, aber auch nicht Gott schauen durften (für Christen das Optimum). Eine Art Nirvana also und damit bei weitem nicht das Schlechteste, was einem passieren könnte. Trotzdem mit einer Ungerechtigkeit verbunden, die selbst Volksschülern im Religionsunterricht immer auffiel: Wieso blieb diesen Unschuldigen die höchste Seligkeit vorenthalten?

Die Kommission kam nun zur Ansicht, dass der Ausschluss »unschuldiger Säuglinge« aus Gottes Heilsplan nicht mit »der besonderen Liebe Christi für die Kinder und Kleinen« vereinbar sei und man deshalb auf die Limbus-Vorstellung (die übrigens nie offizielle Kirchenlehre war, aber immer gern in den Schulen verbreitet wurde) verzichten könne, was allerdings letzten Endes doch nur eher »andächtige Hoffnung als sichere Gewissheit« sei. Die Limbus-Frage sei übrigens keineswegs belanglos, sondern äußerst wichtig, wegen der »vielen ungeborenen Opfer der Kinderabtreibung«.

Wenn ich mich nicht ganz falsch an meine allerdings lang zurückliegende Schulzeit erinnere, vermutete man damals auch vor Christi Erlösertat Verstorbene, die sonst ein akzeptables Leben geführt hatten, im Limbus; die bleiben offenbar weiterhin dort.