Die üblichen Verdächtigen

/ Kurt Bracharz

21 Jahre sind seit Olof Palmes Ermordung vergangen, und vor 14 Tagen ist wieder ein Puzzleteilchen des alten Rätsels auftaucht, wer den schwedischen Ministerpräsidenten getötet hat. Es passt ins Bild, aber nicht jedem, manche wollen partout ein anderes Panorama sehen.

Einige Fakten sind unumstritten: Olof Palme, 58, war am 28. 2. 1986 nachts mit seiner Frau aus einem Kino in der Stockholmer Innenstadt gekommen, als ein Mann mit einer Smith & Wesson .357 Magnum Schüsse auf ihn abgab. Der Täter floh. Die Polizei verhielt sich dilettantisch, u. a. wurden die Patronenhülsen von Passanten eingesammelt. Angebliche RAF-Mitglieder bekannten sich zu dem Attentat. Die Medien wussten aber schon bald besser, wer’s gewesen war. Nämlich die PKK. Nein, die iranischen Mullahs! Oder südafrikanische Rassisten. Pinochet! Waffenhändler. Ach was, der Mossad. Die Russen, wieso nicht? Faschisten in der schwedischen Polizei. Der schwedische Geheimdienst. Ein Krimi-Autor behauptete, dass Palme sein Leben lang ein CIA-Agent war, der zuletzt von der CIA liquidiert wurde.

Die Polizei präsentierte 1988 den notorischen Kriminellen und Junkie Christer Pettersson, der bei einer Vernehmung kurz nach der Tat ein falsches Alibi angegeben hatte. Petterson wurde verurteilt und in der Berufung wegen eines Verfahrensfehlers freigesprochen. Angeblich hatte ein Polizist Palmes Frau bei der Gegenüberstellung einen Tipp gegeben. In einem Fernsehfilm gestand Pettersson am 26.2.2006 neuerlich den Mord: es sei eine Verwechslung gewesen, er habe einen Drogenhändler töten wollen. Pettersson ist vor zwei Jahren gestorben, jetzt hat eine Ex-Freundin 40 Briefe mit einem weiteren Mordgeständnis Petterssons zur Polizei gebracht.

Für Otto Normalverbraucher ist der Fall damit geklärt. Für Verschwörungstheoretiker natürlich nicht, so banal kann die Sache doch nicht gewesen sein! Sonst wäre das ja auch bei JFK, Diana, Johannes Paul I. und anderen möglich. Sicher hat ein Geheimdienst Freundin, Geständnisse und Briefe gefälscht!