Der stramme Max

/ Kurt Bracharz

Sicher ist es peinlich, mit herabgelassenen Hosen erwischt zu werden. Noch mehr, wenn man sich für eine Auspeitschung freiwillig selbst entblößt hat. Am meisten, wenn man dabei schon 68 Jahre alt ist und einem das Viagra allmählich zu den Ohren herauskommt.

Der Präsident des Weltautomobilverbandes FIA Max Mosley ist ein Sohn von Oswald Mosley und Diana Mitford. Beide Eltern waren die bekanntesten britischen Faschisten. Auf eine deutsche Schule wurde Max zwar erst nach dem Ende des ‘Reiches’ geschickt. Seine Phantasien scheinen aber doch einschlägig zu sein, wie das Video zeigt, wegen dem Mosley nun zurücktreten soll, weil zu sehen ist, wie er schlägt und geschlagen wird und dass Frauen gestreifte Kleidung tragen, die wie Häftlingskleidung in Slapstick-Komödien aussieht.

Nun, wen kümmert’s in unserer liberalen Gesellschaft, was ein alter Knallkopf mit gut bezahlten Professionellen veranstaltet? Erstaunlicherweise jede Menge Leute vom ADAC über die Automobilhersteller der Formel 1 (MBW, Mercedes, Honda, Toyota) bis zum Direktor des Holocaust Zentrums Steven Smith (‘Dies ist eine Beleidigung für Millionen Opfer’). Auch Jackie Stewart, der vor Jahren im ‘Stern’ mit dem Ausspruch zitiert wurde, Frauen seien wie Motoren, von Zeit zu Zeit brauchten sie eine ordentliche Tracht Prügel, fühlte sich zu verkündigen bemüssigt, es sei für Max Mosley ‘einfach nicht möglich, jetzt noch weiterzumachen.’ Die Geschäftsführerin der Holocaust-Bildungsstelle Karen Pollock fand Mosleys Vorlieben ‘krank und verdorben’. Das war wenigstens nicht pseudo-politisch, sondern bloß gutbürgerlich.

Mosley bestreitet übrigens, dass seine Vergnügungen irgendwelche Nazi-Anspielungen enthalten hätten. Aber selbst wenn – es sind immer noch seine privaten Sexphantasien, und selbst, wenn ihn nur Hitlerbärtchen als Schamhaarfrisur oder braune Flecken in der Unterwäsche geil machten (zu Letzterem stand immerhin ein James Joyce), wäre er deshalb als FIA-Präsident ungeeigneter als er es bisher war?