Schmied und Schmiedl

/ Kurt Bracharz

Ich gebe es zu: Wenn ich in meinem ‘Privatarchiv’ (also den Stapeln noch nicht weggeworfener Zeitungen, Bücher und CDs) einmal ein ‘Dossier Haider’ gehabt hätte, dann hätte ich es vor drei Jahren zum Altpapier gegeben, vielleicht begleitet von einer letzten einschlägigen Kolumne, ‘Ein ausgebrannter Fall’ betitelt.

Und jetzt ist Haider wieder da, vielleicht nicht gerade in alter Frische, aber nach wie vor genügend präsent, um manche seiner Gegenspieler – nicht nur den einfältigen Strache mit seinem Plastikrückgrat – und interviewenden Journalisten blass aussehen zu lassen. Dass das Nachrichtenmagazin ‘profil’ für das TV-Duell (wenn man das Geplauder so nennen will) am 22. 8. Strache einen höheren Unterhaltungswert zubilligte als dem in dieser Situation souveränen Haider, ist nur nachvollziehbar, wenn man das Ganze als Unterschichtfernsehen sieht; für den, der nicht so recht hinhört oder nicht versteht, was gesagt wird, mag ja Straches Gesprudel reizvoller sein als Haiders Coolness.

Aber auch das ‘profil’ billigte Haider mehr ‘Überzeugungskraft’ zu, und im Interview am folgenden Sonntag in diesem Magazin gab sich Haider kaum eine Blöße – abgesehen von seiner bizarren Angewohnheit, häufig von sich selbst in der dritten Person zu sprechen: ‘Alle, die glauben, der Jörg Haider muss sich wiederholen, werden erleben, dass sich der Jörg Haider nie wiederholt.’ Dass er, der mit Stolz verkündet, er sei immer ein anderer, als man erwartet, damit zugibt, dass der häufig gegen ihn erhobene Vorwurf der vollständigen Charakterlosigkeit offenbar stimmt, scheint ihm nicht aufzufallen. Damit ist er allerdings der Prototyp des modernen Politikers.

Im Gespräch mit Strache ging’s auch explizit um die Frage, wer von den beiden in der Ausländerfrage der Schmied und welcher der Schmiedl ist; auch da hätte Strache besser nichts gesagt. Ändern muss ich möglicherweise meine Meinung über Schüssel, von dem ich bisher sagte, man müsse ihm doch eines zu gute halten, nämlich dass er Haider zerlegt habe.