Blut und Öl

/ Kurt Bracharz

Leute, die sich selbst Jäger nennen, hetzen von niedrig fliegenden Flugzeugen aus Bären und Wölfe so lange, bis diese nicht mehr weiter können; dann landen die Flugzeuge und die ‘Jäger’ knallen die Tiere mit automatischen Waffen aus nächster Nähe ab (was immerhin den Vorteil hat, dass sie treffen und die Bären nicht angeschossen irgendwo krepieren).

Die Gouverneurin, die diese Art ‘Jagd’ ermöglicht, lässt sich gern mit getötetem Wild fotografieren, bevor sie es eigenhändig ausnimmt, und wird nicht müde, öffentlich zu bedauern, dass der Platz für Eisbären auf der Roten Liste das Ölgeschäft extrem behindere. 2007 schlug sie vor, aus Staatsgeldern je 150 Dollar für eine Wolfsvorderpfote zu zahlen. Sie sagt, dass die Klimaerwärmung zwar existiere, aber natürliche Gründe habe. Und die Polarbären würde sich schon an die Eisfreiheit der Arktis gewöhnen.

Das Sterben der Belugawale durch die Einleitung giftiger Abfälle des Chevron-Konzerns in die Cook Inlet Bucht interessiert sie gleich viel wie das drohende Abgleiten von Inupiaq-Dörfern ins Meer, nämlich gar nicht. Sehr interessiert ist sie hingegen an der möglichst vollständigen Ausweitung der Ölsuche in den Naturschutzgebieten Alaskas. Klar, die Rede ist von Sarah Palin. Dass ihre 17-jährige Tochter als Cheerleader trotz permanenter Abstinenzpredigten der Mutter von einem Hockeyspieler geschwängert wurde, ist zwar amerikanische Tradition (weiter südlich wäre der Vater halt ein Quarterback), aber für die Zukunft des Westens völlig belanglos.

Die Vorstellung hingegen, der 72-jährige, mehrfach gegen Hautkrebs behandelte McCain könnte bald nach seiner Wahl zum US-Präsidenten den Löffel abgeben und diese Frau würde dadurch die erste amerikanische Präsidentin, jagt einem Schauer von den Kältengraden des nuklearen Winters über den Rücken. Das Duo könnte unter dem Namen ‘Blut & Öl’ auftreten (Vietnam-Veteran McCain für Blut, Palin für Öl – ihr Mann arbeitet übrigens für BP). Bei Palins Nominierung ging es nicht um die Evangelikalen.