Kaltes Land

/ Kurt Bracharz

‘Kaltes Land’ ist ein Film von Niki Caro nach dem Buch ‘Class Action’ von Clara Bingham und Laura Leedy. Charlize Theron spielt eine Frau, die in einer Eisenmine in Minnesota einen Job beim Erz-Abtransport hat. Von ihren fast ausschließlich männlichen Arbeitskollegen sexuell belästigt und gemobbt, klagt sie schließlich ihre Arbeitgeber. Der im Buch geschilderte reale Fall Lois E. Jenson gegen Eveleth Taconite Co war der erste Prozess wegen sexueller Belästigung in den USA. Es dauerte 14 Jahre, bis Jenson gewann. Beim Filmstart 2005 gelangte der Film auf Platz 5 der US-Kinocharts. In Europa bekommt man ihn auf DVD.

Vorige Woche hätte ich gerne diese Kolumne mit ‘Kaltes Ländle’ übertitelt. Es war ja ein Paradefall für den Unterricht in Politischer Bildung, was sich da rund um Markus Riffnaler abspielte. Der Mitarbeiter der Clinic Service Vorarlberg GmbH wollte einen Betriebsrat gründen und wurde 90 Minuten vor der Betriebsversammlung fristlos entlassen – unter dem Vorwand, in einem von der Geschäftsleitung initiierten Gespräch einen Mitarbeiter beleidigt zu haben. Das Besondere daran: Es war eine ‘Landessache’, die 2006 gegründete CSV ist eine 51-prozentige Tochter der Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG), die im Internet ihre Gründung 1979 als ‘eine Pioniertat der Ausgliederung’ bezeichnet. Die KHBG ist der größte Arbeit- und Auftraggeber in Vorarlberg.

Riffnaler wandte sich an die Arbeiterkammer. AK-Vizepräsidentin Manuela Auer setzte eine Pressekonferenz an, worauf plötzlich alle aus der Duldungsstarre erwachten: AK-Präsident Hämmerle forderte die Rücknahme der Entlassung, Landesstatthalter Wallner sprach von einer unnötigen Eskalation und dass eine Betriebsratsgründung nie ein Entlassungsgrund sein könne, und die Entlassung wurde prompt zurückgenommen. Aber wie, wenn nicht gerade AK-Wahlkampfzeiten wären und die ÖVP-Politiker nicht reagieren müssten? Wieso gibt es in vom Land kontrollierten Unternehmungen eigentlich ‘Vertrauenspersonen’ statt dem Ehrenamt Betriebsrat?