Ein bayerisches Schmankerl?

Einen amüsanten Kommentar zu einer an sich nicht besonders amüsanten Angelegenheit veröffentlichte der Journalist Hannes Stein in der deutschen Wochenzeitung ‘Jüdische Allgemeine’. Er meinte, er habe sich auf YouTube Videos dieses angeblichen englischen Bischofs Richard Williamson angesehen, und seither sei ihm klar, dass es sich dabei nur um den jüdischen Komiker Sacha Baron Cohen handeln könne, der nach ‘Borat’ nun in eine andere Rolle geschlüpft sei. Stein fand jedoch, dass Cohen diesmal zu weit gehe, solche Bischöfe gäbe es doch schon lange nicht mehr.

Schön wär’s. In Österreich weiß man das allerdings besser, weil die hiesigen Katholiken Kummer mit Bischöfen gewohnt sind, deren Anblick und Äußerungen nur Karikaturisten und Kabarettisten erfreut.

Interessant war aber einmal mehr die Ignoranz der Medien. Nahezu überall war über Williamson nur zu lesen, dass er den Holocaust leugnet, nicht aber, dass er an die ‘Protokolle der Weisen von Zion’ glaubt und daran, dass die Juden in Jerusalem dem Antichrist den Thron vorbereiten und die Bush-Regierung die WTC-Attentate verübt hat. Klar, es ist nur das erste strafbar, aber das andere zeigt viel deutlicher, dass man es eher mit einem Narren als einem Nazi zu tun hat. Auch lassen viele Artikel den Schluss zu, dass ihre Verfasser nicht wussten, dass die Rücknahme der Exkommunikation keineswegs bedeutet, dass die vier Bischöfe ihr Amt wieder ausüben können; sie bleiben weiter suspendiert.

Über die Gründe der Rücknahme der Exkommunikation hingegen kann man schon rätseln. Aber Ratzinger war schon als Großinquisitor jemand, dem man mehrere Hintergedanken durchaus zutraute, und sein Handeln hat die Piusbrüder jetzt erstens sehr schnell ins grelle Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit gerückt und zweitens zum Reagieren gezwungen. Wenn nicht alles täuscht, werden die Lefebvristen nicht in den Schoß der Alleinseligmachenden zurückkehren, was bedeutet, dass diese sie nun endlich definitiv los würde – was durchaus in ihrem Interesse wäre.