Scientologen, höret die Signale!

/ Kurt Bracharz

Zu Kants bekanntesten Sätzen gehören der von der Aufklärung als ‘Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit’ und die Erklärung dieser Unmündigkeit als ‘das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines Anderen zu bedienen’.

Die meisten Bürger verstehen den modernen Rechtsstaat als der Aufklärung verpflichtet, und dem Gedanken nach ist er das auch. Die politische Realität mag anders aussehen, aber der Wortlaut der Gesetze setzt Mündige voraus. Vielleicht einmal abgesehen von den Gesetzen zu den Religionsgemeinschaften, die den Anerkannten unter diesen Privilegien, Rechte und angeblich auch Pflichten verschaffen.

Jehovas Zeugen werden in Österreich demnächst als Religionsgemeinschaft anerkannt, die Verordnung dazu ist unterschriftsreif für die zuständige Ministerin Schmied. Zu den damit verbundenen Privilegien gehört neben steuerlichen Vergünstigungen u. a. die Erteilung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. Darauf verzichten die Zeugen allerdings, weil sie es vorziehen, mit ihren wörtlichen Bibelauslegungen (anhand einer eigentümlichen Übersetzung), ihrem strengen Antidarwinismus und ihren seit Jahrzehnten durchgehaltenen Harmaggedon-Erwartungen unter sich zu bleiben. (Fällt diese Bemerkung bald unter die ‘Herabwürdigung religiöser Lehren’, die bei den anerkannten Religionsgemeinschaften besonders geschützt sind?)

Gegen die Steuervergünstigungen werden die Zeugen nichts haben, denke ich, sie berufen sich meistens auf das Wort, man solle dem Kaiser geben, was des Kaisers ist (wobei sie anderer Ansicht sind als seinerzeit die Franzosen und die Russen, was des Kaisers sei). Da nehmen sie sicher auch, was der Kaiser gibt.

Unter den derzeit anerkannten Religionsgemeinschaften sind neben den katholischen, evangelischen und orthodoxen Groß- und Kleinkirchen, dem sunnitischen Islam und der israelitischen Kultusgemeinde auch das Mormonentum, Buddhisten und die Koptisch-Orthodoxen. Nur den Scientologen mag man mal wieder gar nix glauben.