Dialogangebot an Massenmörder

/ Kurt Bracharz

Erinnern wir uns wieder einmal an Darfur. In der sudanesischen Provinz haben die arabischen Janjaweed-Reitermilizen mit der Unterstützung des islamistischen Regimes des Staatspräsidenten General Omar al-Bashir 400.000 Schwarzafrikaner verschiedener Stämme getötet und 2,7 Millionen vertrieben. (Übrigens ist laut dem Harvard-Professor Alex de Waal das Wort Janjaweed ‘eine Zusammensetzung aus der arabischen Bezeichnung für das G3, das Gewehr des schwäbischen Waffenproduzenten Heckler & Koch, und dem Wort ‘dschawad’, ‘Pferd’, das im westsudanesischen Dialekt aber auch ‘Pöbel’ bedeutet.')

In den Medien spielt Darfur derzeit kaum eine Rolle, die Lage der Flüchtlinge hat sich aber kaum geändert, seit Barak Obama im US-Wahlkampf die gegnerischen Republikaner zu einer härteren Politik aufforderte. Gegen den Staatspräsidenten Bashir gibt es seit dem 4. März dieses Jahres einen Haftbefehl des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag wegen Verdachts auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit in fünf Fällen und Kriegsverbrechen in zwei Fällen.

Schon zuvor, nämlich im April 2007 hatte der IStGH gegen den ehemaligen Staatsminister im sudanesischen Innenministerium Ahmad Haroun sowie den Janjaweed-Führer Ali Kosheib Haftbefehle wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in 51 Fällen erlassen. Der Sudan scherte sich darum nicht. Die Europäische Union drohte Sudan im Juni 2008 mit Sanktionen, sollte die Nicht-Kooperation fortgesetzt werden.

Friedensnobelpreisträger Barack Obama hat vorige Woche dem General Bashir ein ‘Dialogangebot’ gemacht und ‘Kooperation’ in Aussicht gestellt, wenn das Morden aufhört. Der Hintergrund dürfte sein, dass die USA mit dem Sudan gegen die al-Qaida kooperieren wollen, und im Süden des Landes gibt es außerdem ein paar nicht ganz uninteressante Rohstoffvorkommen.

Nun hat ja Obama nicht um den Nobelpreis gebeten, er hätte ihn aber immerhin ablehnen können, wie es auch schon geschehen ist – allerdings von Schriftstellern, nicht von Politikern.