Apropos Weihnachten

/ Kurt Bracharz

Es ist merkwürdig, wie sehr vor allem in den Medien die Religion mit dem Glauben an einen Gott gleichgesetzt wird. Immerhin ist der atheistische Buddhismus eine Weltreligion, waren früher alle gebildeten Chinesen Taoisten (und das Tao ist weißgott kein Gott), kam das römische Weltreich lange Zeit mit jenem Polytheismus aus, der einem Atheimus täuschend ähnlich sieht (denn die vielen Götter, Göttinnen, Dämonen, Engel etc. der Griechen, Römer, Hindus, Afrikaner und anderer Polytheisten und Animisten gleichen ja nun Jahwe und seinen beiden Doppelgängern so gar nicht), und es gibt sogar im Judentum Sekten, die sich zwar an das Gesetz halten, aber nicht an einen G’tt glauben, der einen Eigennamen hat und sich für die Menschen in irgendeiner Weise interessiert.

Daneben verblasst beinahe der säkulare Atheismus, der dazu noch allzu oft von Leuten vertreten wird, die glauben, für ihn missionieren zu müssen. Auch wenn er noch keine solchen Narren hervorgebracht hat wie die monotheistischen Religionen – weder massenhaft noch im Detail, obwohl man über Letzteres naturgemäß nicht so richtig Bescheid weiß – , so gibt es doch auch hier immer wieder Eiferer, die meinen, andere überzeugen zu müssen (und zu können). Ich denke jetzt nicht John Lennons Song ‘Imagine’, sondern an die gelegentlichen Vertreter von Freidenkerorganisationen in Talkrunden, insbesondere jene, die glauben, die Ketzerverfolgungen der Kirchen sagten etwas über den Gott dieser Kirchen aus. Aber auch Buswerbung für den Atheismus kommt mir ein lächerlicher Abklatsch der kirchlichen Propaganda vor.

Einer katholischen Heiligen wird ein Spruch zugeschrieben, den ich für das Motto eines gelassenen Atheismus halte, nämlich Theresia von Avilas ‘Nec spe – nec metu’, ‘ohne Hoffnung, ohne Furcht’. Man muss ohne die Hoffnung leben, die Fanatiker jeglichen Bekenntnisses überzeugen zu können, und ohne die Furcht, dass sie die Überhand behalten werden – auch die mächtigsten Priester sind irgendwann mit ihren Kulturen untergegangen.