Lizenz zum Töten

/ Kurt Bracharz

Es wird schon der isrealische Auslandsgeheimdienst Mossad gewesen sein, der am 19. Januar in Dubai den obersten Hamas-Waffenschmuggler Mahmud al-Mabhuh im Al-Bustan Rotara Hotel getötet hat, auch wenn das nicht bewiesen ist und nie zugegeben werden wird. Die Aktion war zwar effektiv, aber nicht allzu geschickt durchgeführt worden – schließlich sind die elf Mitglieder des Killerkommandos von Überwachungskameras gefilmt worden, man kennt die Fotos aus ihren gefälschten Pässen, man weiß, dass sie nie untereinander, aber mit einer Nummer in Österreich telefoniert haben (laut Polizei in Dubai). Das sind sehr viele vermeidbare Spuren.

Der Mossad-Leiter Meir Dagan, 65, russischstämmiger Likud-Parteigänger und bisher längstdienender Mossad-Chef (dank zwei Amtszeitverlängerungen bald 9 Jahre), ist allerdings auch weniger für Brillanz als für Effektivität bekannt. Seine Untergebenen mögen ihn nicht besonders, 2009 sollen 200 Agenten seinetwegen den Dienst gekündigt haben, aber die Araber fürchten den Mossad wieder, seit Dagan von Ariel Scharon den Auftrag bekam, den Geheimdienst ‘mit dem Messer zwischen den Zähnen’ zu führen, und das offenbar auch getan hat. Man kann annehmen, dass es ihm, dessen Amtszeit im Juni endet, zumindest gleichgültig ist, dass alle Welt das Killerkommando in Dubai als Mossad-Aktion erkannte.

Der politische und mediale Wirbel um diesen Mord, der immerhin – im Unterschied zu US-amerikanischen Tötungen von Taliban-Führern mittels Drohnen, bei denen regelmäßig auch (und manchmal nur) Unbeteiligte sterben – ohne ‘Kollateralschäden’ abging, ist größer als bei Morden andererer Geheimdienste, weil es um den mythenumrankten Mossad geht, dem nicht nur Neonazis alles zutrauen (z. B. die als b’soffene G’schicht getarnte Liquidierung eines international bedeutungslosen österreichischen Landeshauptmanns), sondern auch die Israelis selbst. Die iranische Atombombe soll durch Mossad-Morde an Experten bisher verzögert worden sein. Zum Verhindern langt es aber wohl nicht.