Lippenbekenntnisse

/ Kurt Bracharz

Den ‘Vorarlberger Nachrichten’ war es am 6. März den Aufmacher wert: ‘Bischöfe zeigen Reue’. Na toll, sind die hohen Kleriker also doch nicht total verstockt, wie man insgeheim vermutete. Der Kardinal Schönborn sagte als Vorsitzender des Episkopats, für sexuellen Missbrauch könne es nur Reue, die Bitte um Vergebung und das Bemühen um Heilung der Wunden geben. Und man werde eine Ombudsstelle schaffen und strafrechtlich verurteilte Priester würden kirchenrechtlich in den Laienstand zurück versetzt (statt wie bisher nur in eine andere Diözese).

Schönborn konnte es sich nicht verkneifen hinzuzufügen, dass es außerhalb der Kirche viel mehr Missbrauchsfälle gebe als innerhalb. Während man sich bei den Bischöfen fragen mag, was sie denn anderes hätten sagen können, als dass sie ‘Scham und Trauer’ empfänden, ist der Fall eines weiteren aktuellen Lippenbekenntnisses anders gelagert.

Barbara Rosenkranz wird sich zwar erst im Laufe des Tages (8. März), an dem die vorliegende Kolumne erscheint, von ihren Aussagen zum Verbotsgesetz distanzieren, aber da ist keine Überraschung zu erwarten. Die ‘Kronenzeitung’, die ihre Kandidatur unterstützt, hat sie aufgefordert, sich vom Nationalsozialismus zu distanzieren, und so eine Distanzierung ist außer für Angehörige des rechtsradikalen Pöbels, die sich schon Hitlerbilder und –parolen auf die Haut tätowieren haben lassen und sich folglich schwer tun, Rechtskonservative zu spielen, kein Problem für die Proponenten dieses Lagers.

Man hat doch mit den historischen Nationalsozialisten wirklich nichts mehr im Sinn – heute will keiner aus dem Mund stinken wie Hitler, einen Klumpfuß haben wie Goebbels, rauschgiftsüchtig sein wie Göring oder schwul wie Röhm. Über Gregor Strasser könnte man schon eher reden, wenn die FPÖ-Wähler einen Schimmer von Geschichte hätten.

Rosenkranz ist in Niederösterreich Landesrätin – das wird sie als demokratische Legitimation ausgeben. Die NÖ-Schwarzen werden doch keine alte Nazisse in der Landesregierung haben, oder?