Von nun ab ging’s bergab

/ Kurt Bracharz

Während es für Groß- und Mittelmächte immer angebliche Medien-Auguren wie die ‘Kreml-Astrologen’ und Nahost-Experten gab, die auf Grund ihrer behaupteten oder echten intimeren Kenntnisse der Machtzentren Analysen und Prognosen erstellten, haben zu einem macht- und damit international bedeutungslosen Staat wie Griechenland beinahe alle nur Urlaubserinnerungen – der ‘Griechenlandspezialist’ war immer ein Reisebüro.

Deshalb griffen einige Zeitschriften neulich auf griechische Autoren zurück, deren Innensicht der Verhältnisse den EU-Nettozahlern endgültig das Gruseln beibrachte. Man hatte den Alltagsschlendrian einerseits und das Ausmaß von Korruption und Gaunerei bis hinauf in die Regierung andererseits doch unterschätzt. Die Schärfe der aktuellen griechischen Bürgerproteste gegen die geplanten Reformen und Sparmassnahmen (die tatsächlich für jedermann einschneidend sein würden) lässt vermuten, dass diese nicht durchsetzbar sein werden.

Das bedeutete aber den Staatsbankrott spätestens 2012 (bis dahin übernimmt praktisch die EU den Schuldendienst der zahlungsunfähigen Griechen, dann sollten die Reformen gegriffen und die Märkte sich beruhigt haben). Dieser hätte eine weitere europäische Bankenkrise zur Folge, deren Auswirkungen auf die anderen Pleitekandidaten Spanien, Portugal und Italien und damit auf die ganze Euro-Zone fatal wäre.

Österreich soll mindestens zwei Milliarden Euro in ein Fass werfen, dessen Boden man nicht sehen kann. Insgesamt werden es laut den Zeitungen vom Freitag 130 Milliarden, laut den Radionachrichten von heute (Sonntag) 160 Milliarden Euro sein (übermorgen wahrscheinlich 200 Milliarden).

In einem Gratisblatt konnte man heute als Ergebnis einer Umfrage die übereinstimmenden Meinungen mehrerer Jugendlicher lesen, dass sie darauf vertrauen, dass zumindest einige Politiker schon kompetent genug sein werden, um eine europäische Krise zu verhindern. Das ist ein schönes Beispiel für die alte Weisheit, dass Optimismus auf einem Mangel an Information beruht.