Thank God for Obama!

/ Kurt Bracharz

Der italienische Schriftsteller Guido Ceronetti schrieb 1987 in seinem Buch ‘Pensieri del Tè’: ‘Eine seltsame Wiederholung: Am Ende des Großen Krieges, 1918, war der amerikanische Präsident ein Halbidiot; 1945 war der amerikanische Präsident, Roosevelt, wieder ein verkalkter Trottel. Beim nächsten Krieg wird er es zu Beginn sein.’

Diese Prophezeiung traf zwar in vollem Umfang (nämlich mit einem Vollidioten) erst auf den Irak-Krieg zu, weil Eisenhower im Koreakrieg nur ein sturer Militärschädel war, und der bis zuletzt unerklärte Vietnam-Krieg bereits unter der Amtsführung John F. Kennedys begann, der zwar manches Unerfreuliche war, aber kein Dummkopf.

Zur gegenwärtigen Lage in Ägypten versichern zwar die meisten ‘Experten’, der Islamismus werde nicht der Gewinner der Geschehnisse sein, weil die ägyptische Opposition eher areligiös und demokratisch gesinnt sei und die angeblich gemäßigte Muslimbruderschaft sunnitisch statt schiitisch ist (also vom Iran wenig halte), aber der eventuelle Verlust von Ägypten als dem neben Jordanien einzigen nicht unverhohlen aggressiven Nachbarn Israels könnte bald zu einem neuen Nahostkrieg führen – dem letzten, falls atomare Waffen zum Einsatz kommen. Was nicht nur die Tea Party (mit Palin in der Rolle des Verrückten Hutmachers), sondern auch viele europäische Politiker dem amerikanischen Präsidenten Obama als Schwäche auslegen, also seine Vernunft, seine Zurückhaltung und seine Konzilianz, könnte in der aktuellen Situation ein wahrer Segen sein.

Man stelle sich vor, einer der vorigen Präsidenten wäre derzeit am Ruder, oder die Bush ‘beratenden’ Kriegshetzer hätten noch das Sagen! Klar hat das sinkende Aggressionspotential der Vereinigten Staaten vor allem mit ihrer wirtschaftlichen Lage zu tun (der US-Notenbankchef Ben Bernanke nimmt neuerdings verpönte Wörter wie ‘Staatsbankrott’ in den Mund), aber Barack Obama würde auch keine Kanonenbootpolitik betreiben, wenn das US-Kanonenboot nicht schon seit geraumer Zeit leck geschlagen wäre.