Wikileaks und die starken Schäfer

/ Kurt Bracharz

Was Greenpeace nicht zustande brachte, ist jetzt der doch etwas raueren US-amerikanischen ‘Sea Shepherd Conservation Society’ geglückt: Die japanische Walfangflotte hat für dieses Jahr das Handtuch geworfen, die ‘Nisshin Maru’ fährt aus der Antarktis zurück in ihren Heimathafen, obwohl man erst einen Bruchteil der vorgesehenen Menge an Walen harpuniert hat. (Die Zahlenangaben schwanken, die Tötungsquote pro Saison beträgt 945 Wale, wobei sich die Japaner dieses Mal auf 850 Zwergwale beschränken wollten, aber bisher erst etwa 30, nach anderen Quellen 170 Tiere erlegt hatten.)

Am 16. Februar wurde klar, dass die Aktionen der Sea Shepherds die Walfänger effektvoll behinderten, am 18. Februar rief die japanische Regierung die Flotte offiziell zurück. Kapitän Paul Watson von der ‘Steve Irwin’, einem der drei beteiligten Sea-Shepherd-Schiffe, sagte über Satellitentelefon zur englischen Tageszeitung ‘The Independent’: ‘Es ist Blödsinn, zu formulieren, sie hätten die Jagd eingestellt. Wir haben sie ihnen eingestellt.’ Der japanische Fischereiminister Michihiko Kano erklärte die Jagd für dieses Jahr für beendet, ‘um das Leben der Besatzung der Walfangflotte nicht weiter zu gefährden’.

Die Sea Shepherds hatten immer wieder mittels roter Farbe, Rauchbomben und Buttersäure attackiert und ein Harpunenschiff durch ein Tau in der Schiffsschraube ausgebremst. ‘Wir haben keine Verbrechen begangen, wir haben niemandem wehgetan’, konstatierte Sea-Shepherd-Gründer Paul Watson. Der japanische Außenminister Seiji Maehara protestierte bei den Niederlanden, unter deren Flagge die Sea-Shepherd-Schiffe fahren, und bei Australien und Neuseeland, wo sie häufig anlegen.

Wikileaks hatte im Januar enthüllt, dass die Japaner die USA drängten, den Sea Shepherds den NGO-Status abzuerkennen, und nicht näher spezifizierte ‘action’ gegen die Tierschützer verlangten. Monica Medina, die US-Kommissarin der Internationalen Walfangkommission, scheint damals diesen Ideen nicht gänzlich abgeneigt gewesen zu sein.