Die Ausgeladenen

/ Kurt Bracharz

Ausladungen sind peinlich für die ursprünglichen Einlader, die automatisch ihre vorangegangene Ignoranz eingestehen, wenn die Gründe für die Absage in der Vergangenheit liegen. Bei Johannes ‘Jopie’ Heesters liegen sie sieben Jahrzehnte zurück – er war 1941 in Dachau im KZ. Nicht als Häftling, sondern als Besucher. Der von Goebbels drei Jahre später auf die ‘Gottbegnadeten-Liste’ der für das Dritte Reich unverzichtbaren Schauspieler gesetzte Holländer Heesters war dabei fotografiert worden, wie er einem Konzert des Häftlingsorchesters zuhörte.

Hitlers Lieblings-Danilo (Figur in der Operette ‘Die Lustige Witwe’) erklärte später, unpolitisch gewesen und zu Propagandazwecken mißbraucht worden zu sein. Der mittlerweile 107 Jahre alte, blinde, aber keineswegs demente Schauspieler, der immer noch in kleinen Rollen auftritt, freute sich auf seiner Webseite wie ein Schneekönig, dass ‘meine Königin und ihre Kinder’ ihn und seine Frau Simone empfangen würden, beim Staatsbesuch von Königin Beatrix Mitte April in Deutschland nämlich. Das Ehepaar Heesters ist vor mehr als einem Monat vom Bundespräsidialamt eingeladen und jetzt wieder ausgeladen worden, mit der offiziellen Begründung, es hätten zu viele Eingeladene zugesagt, deshalb hätte man einige wieder ausladen müssen. Kein Wort von der Dachau-Visite.

Von der Salzburger Landesregierung ausgeladen wurde der Schweizer Soziologe Jean Ziegler, der zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2011 über den ‘Aufstand des Gewissens’ hätte reden sollen. Hier lautete die Begründung, dass statt des Inhalts von Zieglers Rede die Kritik an seiner Person im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmersamkeit stehen würde. Der oft sehr populistisch auftretende und schreibende Ziegler war jahrelang UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, attackiert seit Jahren Schweizer Großkonzerne, ist ein Sympathisant von Castro und Chavez und hatte noch vor der Libyen-Krise genügend politisches Gespür, den Muammar-Gaddafi-Preis für Menschenrechte abzulehnen.