Der Euro malträtiert die Kronen

/ Kurt Bracharz

Weil die Schweizer Nationalbank Anfang September die Frankenkurs-Obergrenze bei 1,20 Franken pro Euro fixiert hat, steigen in Skandinavien die Immobilienpreise. Wie das? Nun, nachdem der Schweizer Franken als Fluchtwährung für das frei flottierende Finanzkapital weniger interessant geworden ist, sucht es sich andere Schlupflöcher, darunter jetzt eben auch Immobilienbesitz in Skandinavien.

Zwar spürten schon vorher vor allem Deutsche einen Drang zum Zweitwohnsitz im Norden, aber denen ging es bisher eher um ein solide gebautes Häuschen in einer ruhigen Naturumgebung mit Birken und Seenlandschaft, und das gab es in Norwegen und Schweden zu vernünftigen Preisen von etwa siebzig-, achtzigtausend Euro zu kaufen. Jetzt aber, im Zeichen der deutschen Kapitalflucht, steigen nicht nur die Kurse der schwedischen und norwegischen Kronen (beides Währungen von EU-Ländern, die nicht der Euro-Zone angehören), sondern auch die Nachfrage und damit die Preise von Grundstücken und Häusern bei ihnen so zügig an, dass die Skandinavier die Entstehung einer Immobilienblase in ihren Ländern befürchten müssen.

Laut einem Bericht in ‘Die Welt’ vom 17. September 2011 haben sich die Preise von Ferienhäusern in Südnorwegen in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, in den norwegischen Städten kosten ‘einfache Häuser’ jetzt schon 300.000 bis 400.000 Euro und ‘gute Objekte’ mindestens eine Million. In Schweden hat der Wohnungsminister jungen Leuten, die in Stockholm studieren wollen, angesichts der Mietpreise nahegelegt, ihr Studium in einer anderen Stadt zu beginnen. Die schwedische Regierung schreibt Immobilienkäufern neuerdings mindestens 15 Prozent Eigenkapital vor, ein sehr kleiner Tropfen auf einen sehr heißen Stein.

Wer jetzt in norwegischen Objekten anlegt, kann allerdings auch hoch verlieren, wenn nämlich die Norweger ihre für die Exportwirtschaft mittlerweile zu teure Krone so behandeln wie die Schweizer den Franken, also Maßnahmen setzen, die zur Abwertung gegenüber dem Euro führen.