Dancing Star Elsner

/ Kurt Bracharz

Selten hat ein Tanz soviel Emotionen ausgelöst wie dieser. Klar, die Uraufführung von ‘Sacre du printemps’, Josephine Bakers Auftritte im Bananenrock, der Grotesktanz von Valeska Gert oder Jackos Moonwalk waren auch nicht von schlechten Eltern, aber erzielten sie Reaktionen wie ‘Wippen und vielleicht noch ein wenig luftgitarre gespielt und abends noch drauf auf die mutti der schwerkranke verbrecher!!!’ oder ‘Sperrt dieses Schwein ein und lasst ihn krepieren! Und seine Alte auch gleich dazu!!!', zwei Beispiele für einschlägige Postings am 18. März auf vol.at?

Der Paparazzo hatte abgedrückt, als er den laut ärztlichem Gutachten haftunfähigen Ex-BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner in der Wiener ‘Eden Bar’ nach Mitternacht mit einer Tanzpartnerin entdeckte. Soweit ist die Sache unbestritten. Ob der 76-jährige beim Champagnisieren um drei Uhr früh gesundheitschädigend wild herumgehupft ist oder – laut eigener Aussage – nur ein Glas Wasser getrunken und meistens bloß ‘mitgewippt’ hat und um halb zwei Uhr früh schon im Bett lag, sei dahingestellt – das inkriminierte Foto sieht jedenfalls aus, als sei er eher für einen Sitztanz im Seniorenheim fit als für einen Auftritt bei Dancing Stars.

Der interessante Teil der Nachricht war Elsners Behauptung, er könne jetzt nachweisen, dass Wolfgang Flöttl die angeblich verspekulierten 850 Millionen für sich beiseite gebracht habe. Man erinnert sich (der Wikipedia-Artikel über den Elsner-Prozess tut das interessanterweise nicht), dass der Prozess von der Richterin Bandion-Ortner auf eine den Boulevard so beeindruckende Weise geführt wurde, dass sie danach auf ÖVP-Vorschlag hin eine Zeitlang als offiziell parteiunabhängige Bundesministerin für Justiz agieren konnte, wobei interessierte Kreise der ÖVP und Lobbyisten die politisch unerfahrene Quereinsteigerin erfolgreich dazu benützten, das Korruptionsstrafrecht zu demolieren. Die guten Gründe für diese vorausschauende Strategie zeigen sich erst in der letzten Zeit im hellen Sonnenlicht.