Die umstrittenen Mahnmale

/ Kurt Bracharz

Der norwegische Maler und Bildhauer Nicolaus Magnus Widerberg, 1960 in Oslo geboren, hat in den letzten Jahren in Skandinavien und in Großbritannien eine Reihe von großformatigen Skulpturen für den öffentlichen Raum realisieren können, zuletzt einen 3-Meter-Torso aus Granit vor der University Gallery in Newcastle.

Jetzt hat er von einem anonym gebliebenen Spender den Auftrag für 56 Skulpturen bekommen, die in jenen norwegischen Gemeinden aufgestellt werden sollen, aus denen die 77 Todesopfer der Massaker des Anders Behring Breivik stammten. Es sind 2,2 m hohe, 1,7 Tonnen schwere Granitblöcke, in deren Seiten jeweils die Silhouetten eines Mannes und einer Frau eingemeißelt sind. Es gibt auch Inschriften, die auf den im Netz verfügbaren Fotos aber nicht lesbar sind – vermutlich sind es die Namen der Opfer aus der jeweiligen Gemeinde. Der in Oslo und Berlin lebende dänische Künstler Jan Christensen meinte, es handele sich um schlechte Kunst, es seien ja nur einfache Grabsteine. Das ist eher dezent formuliert, die stilisierten Silhouetten eines Mannes und einer Frau könnten schließlich auch an die Ikonographie von Toilettentüren erinnern.

Von den angefragten norwegischen Gemeinden wollen 39 Nico Widerbergs Skulpturen aufstellen, 15 sind noch unentschieden und zwei sagten ab. Diese zwei sind allerdings Oslo und Utoya, die Schauplätze der beiden Attentate Breiviks. Beide wollen zwar durchaus Mahnmale aufstellen, aber nur solche, die hinsichtlich Künstler und Design in einem öffentlich-demokratischen Prozess ausgewählt worden sind. Auch die Vereinigung norwegischer Bildhauer sagte, das Aussehen eines Mahnmals für eine nationale Tragödie könne nicht von einer Privatperson bestimmt werden, und Lotte Sandberg, die Kunstkritikerin der Tageszeitung ‘Aftenposten’ schrieb gut sozialdemokratisch, es sei ein Problem, wenn die Reichen über das Erscheinungsbild öffentlicher Plätze entscheiden könnten, und die Gemeinden sollten wenigstens über den Aufstellungsort demokratisch entscheiden.