Liechtensteinleaks

/ Kurt Bracharz

Die Liechtensteiner haben sich einmal mehr gegen die Demokratie entschieden, und das mit einer ordentlichen Mehrheit (76,1 Prozent gegen die Vorlage bei einer Stimmbeteiligung von 82,9 Prozent). Eine Initiative hatte vorgeschlagen, der Fürst solle weiterhin ein Vetorecht gegen Parlamentsentscheidungen, nicht mehr aber gegen Volksabstimmungsergebnisse haben. Das Fürstenhaus erklärte im Vorfeld, der Vorlage die Sanktion zu verweigern, und drohte einmal mehr mit dem Rückzug aus der Politik und dem Wegzug aus Liechtenstein.

Der Nicht-Liechtensteiner fragt sich natürlich, warum in dem Fürstentum eine Drohung sein kann, was in einer demokratischen Republik ein Versprechen wäre. Der Direktor des Liechtenstein-Instituts Wilfried Marxer zitierte in der Wiener Tageszeitung ‘Die Presse’ eine Wählerin: ‘Ich bin sehr erleichtert – denn ein Liechtenstein ohne Fürsten, das wäre wirklich unvorstellbar.’ Ja, das wäre es wohl – wenn er seine Bank ‘mitnähme’, die LGT (Liechtenstein Global Trust) Group, allgemein bekannt geworden durch den Datendiebstahl 2002 bei der ehemaligen Tochtergesellschaft LGT Treuhand, und nicht zu verwechseln mit der LLB, der Liechtensteinischen Landesbank mit ihrer Staatsgarantie auf Spargelder und Kassenobligationen.

Die erhöht jetzt aber auch ihren Bekanntschaftsgrad beim gewöhnlichen Leser von Wirtschaftsnachrichten, indem sie US-Staatsanwälten gehorsam Informationen über amerikanische Konteninhaber und Begünstigte von Stiftungen in Liechtenstein inklusive der Namen der Vermögensverwalter geliefert hat – die Amerikaner hatten angeblich damit gedroht, den Liechtensteinern den Dollarhandel mit US-Banken zu verunmöglichen. Geliefert wurden alle Daten von amerikanischen Kunden, die einmal im Zeitraum von 2004 bis 2012 mehr als 500.000 Franken bei der LLB gebunkert hatten. Viele der Vermögensverwalter sind Schweizer, was den Amis neues Material gegen ihre Lieblingsbanken liefern wird. Das einst so sicher scheinende Bankgeheimnis hat jetzt schon mehr Löcher als ein Emmentaler.