Warten auf eine Brise

/ Kurt Bracharz

Man darf sich angesichts des Wahlergebnisses vom Sonntag schon an den alten Spruch von Karl Kraus ‘Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst’ erinnert fühlen. Faymann, Pröll und Konsorten haben es am Wahlabend schon deutlich ausgesprochen: Die Roten und die Schwarzen werden zusammen weiterwursteln.

Klar, es bleibt ihnen ja nichts anderes übrig, jede Koalition einer der ehemaligen Großparteien mit anderen Partnern würde sie geradewegs ins Aus führen. Es wäre zum Beispiel bei Schwarz/ Blau/ Neos zwar amüsant zu sehen, wie ein Nebbich dem anderen das Haxl zu stellen versucht, aber für Österreich wäre das noch schlimmer als die zu erwartende fünfjährige Lähmung einer neuerlichen Rot-Schwarz-Packelei.

Während das BZÖ außer dem Herrn Bucher offensichtlich niemandem abgehen wird, ist der Einzug von Neos und Frank S. doch ein erstaunliches Phänomen. Was erwarten die Wähler sich von diesen Kleinparteien? Parlamentsneulinge haben kein leichtes Leben, die Alteingesessenen (im wahrsten Sinne des Wortes) lassen sich erfahrungsgemäß schon einiges gegen die neue Opposition einfallen.

Aber was man bei den Wählern der Neos noch irgendwie verstehen kann – die Hoffnung auf einen frischen Wind – ist bei der Wählerschaft von Stronachs Polit-Söldnertruppe ganz unbegreiflich. Hat da vielleicht jemand die Fremdwörter Opposition und Opportunismus verwechselt, wollte seine Stimme für erstere abgeben und hat versehentlich das zweite erwischt?

Andererseits sind Kleinstparteien wie die Piraten, die ‘Christen’, die EU-Verächter oder die Kummerln sang- und klanglos untergegangen, obwohl sie weitaus klarer formulierte und teilweise vernünftigere Programme hatten als das reiche Onkelchen aus Kanada (wobei ‘vernünftiger’ angesichts von Stronachs ‘Werte’-Quacksprech nicht schwer war).

Politik heißt bekanntlich mit viel Geduld dicke Bretter bohren – vielleicht kommt in ein paar Jahren die Todesstrafe für Berufskiller doch noch. Die Wirtschaftsliberalen sollten sich allerdings fragen, warum eine Woche zuvor bei den deutschen Wahlen der FDP der Garaus gemacht worden ist. Daran war nicht die Über-‘Mutti’ alleine schuld.

Aber was soll die Unkerei – vielleicht tut sich ja wirklich etwas in der österreichischen Politlandschaft, und es gibt es tatsächlich einen frischen Wind statt dem realistischer zu erwartenden Lercherlschas. Die Hoffnung stirbt zuletzt.