Der war gut!

/ Kurt Bracharz

Nordkorea hat am 10. Oktober 2013 sein erstes Schigebiet eröffnet. Am Masikpass ist (fast) alles betriebsfertig, von den frisch angelegten, allerdings noch grünen Pisten über neu gebaute Chalets bis zum Hubschrauberlandeplatz – nur die Lifte fehlen noch. Zwei Schlepplifte stehen zwar bereit, funktionieren aber nicht, und eigentlich sollten mehr Lifte vorhanden sein, aber sowohl die angefragten Schweizer als auch die österreichischen Liftfirmen wie Doppelmayr Seilbahnen haben nicht geliefert, weil das UN-Wirtschaftsembargo gegen Nordkorea auch Luxusgüter umfasst, und Schilifte in einem Staat, der nicht einmal seine Bevölkerung ernähren kann, wohl als Luxus gelten dürfen.

Mit einer Lieferung aus der neutralen Schweiz hatten die Nordkoreaner mit Sicherheit gerechnet, aber auch Bartholet Maschinenbau erteilte Pjöngjang eine Absage, nachdem das Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft das Skiresort am Masikpass zu einem ‘Prestige- und Propagandaobjekt des Regimes’ erklärt hatte.

Der ‘freundliche Kim Jong-un’ (wie es in der Hymne heißt) soll während seiner Zeit in einem Berner Internat Schifahren gelernt haben, aber der eigentliche Anlass für die nordkoreanischen Wintersportpläne dürfte sein, dass Südkorea die Olympischen Winterspiele 2018 zugesprochen wurden. Da befahl Kim Jong-un die Errichtung des Ressorts binnen 10 Monaten. Damit das in der kurzen Zeit zu schaffen war, erschien der Diktator höchstpersönlich drei Mal auf der Baustelle und brachte ‘durch seine Anweisungen neue Wunder und Innovationen hervor’ – man hätte das ja gerne mit eigenen Augen gesehen, so wurde es nur von der Propaganda berichtet.

Auf jeden Fall wurde im ‘Masik-Tempo’ gearbeitet – die Russen hatten so etwas seinerzeit wenigstens noch nach einem Arbeiter benannt: Stachanow. Aber mit den Liften war nichts zu machen, laut der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA eine ‘nicht hinnehmbare Verhöhnung’ des nordkoreanischen Volkes und – ein noch besserer schwarzhumoriger Witz angesichts der tatsächlichen Verhältnisse in diesem Staat mit seinen Hungerkatastrophen, Konzentrationslagern und (angeblich, aber schon mehrfach behauptet) Experimenten mit Gaskammern – eine ‘schwere Menschenrechtsverletzung’.

Der Tagespass für das Schiresort soll 50 Dollar kosten, was das Monatsverdienst einer nordkoreanischen Familie übersteigen würde. Aber Kim Jon-un wird es eh lieber sein, wenn er mit seinem alten Kumpel Dennis Rodman beim Après-Ski alleine bleibt. Die Lifte werden bald installiert sind, der Chef des Schiverbandes sagte bereits, wenn Nordkorea Atombomben und Trägerraketen bauen könne, würden wohl Schilifte auch kein Problem sein.

Ein Problem ist allerdings die miese Kartoffelernte in der Provinz Jangkang, wo die Kartoffelbauern dieses Jahr nicht einmal die übliche Ration für die Familie behalten dürfen – aber das ist auch nur für die dort lebenden Menschen ein Problem, Kim Jong-un lässt sich wie sein Vater europäische Delikatessen liefern, um sein Übergewicht halten zu können.