Tyrolean Voodoo

/ Kurt Bracharz

Der neue österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hat bekanntlich bei der Angelobung der Bundesregierung seine eigene Gelöbnisformel gesprochen: ‘Herr Bundespräsident, ich gelobe, so wahr mir Gott helfe und vor dem heiligen Herzen Jesu Christi.’

Nachdem vor der Hofburg eine Tiroler Schützenkompanie aufgespielt hatte, soll Rupprechter auf Fragen nach seinem persönlichen Zusatz (‘Ich gelobe’ hätte genügt, der Rest war Eigenbau) gesagt haben: ‘Das Motto ist Rot-Schwarz-Grün, das sind die Herz-Jesu-Farben. Wenn jemand ein Problem damit hat, soll er sich damit auseinandersetzen.’ (So steht es in der ‘Kronen-Zeitung’, aber es kann ja tatsächlich so gewesen sein.)

Schön, ich habe ein Problem damit. Natürlich nicht damit, dass der Tiroler Rupprechter an heilige Körperteile Jesu glaubt – ich nehme an, es ist jenes symbolische Herz gemeint, auf das Jesus in anatomisch naiven Darstellungen zeigt – , denn das ist Rupprechters Privatsache. Aber eben: In einem sakulären Staat ist Religion überhaupt Privatsache und sollte das auch bleiben.

Der Landwirtschaftsminister soll sich darum kümmern, dass die Schweine Spielbälle in den Laufstall kriegen und dass Monsanto uns nicht die Kartoffeln versaut. Dabei kann er im Stillen durchaus an das heilige Herz Jesu denken, von mir aus auch zum Sanctum Praeputium beten oder den Bart des Andreas Hofer verehren. Alles unbenommen, nur bei Staatsakten kann das Volk verlangen, dass auf sektiererische Äußerungen verzichtet wird.

Man kann natürlich zu Rupprechters Formel sagen, dass Gott ihm eh nicht helfen wird und wie es möglich ist, den Bundespräpotenten für das heilige Herz Jesu zu halten (schließlich war es Fischer, der vor Rupprechter stand, als dieser ‘vor dem heililgen Herzen’ gelobte. Aber das ändert nichts daran, dass man damit rechnen muss, dass bei künftigen Angelobungen Rastafari (‘Ich und Ich gelobe’), Zeugen Jehovas (‘Ich gelobe bis Harmageddon’) oder Teufelsanbeter (‘Ich gelobe bei Satans Anus’) sich outen.

Apropos Rastafari: Zu einer Jamaika-Koalition kann es in Österreich aus Farbengründen nicht kommen, außer die Roten mutieren zu Gelben, was sie ja leicht tun könnten, denn ihre Politik hat nicht mal mehr einen roten Schimmer.