Achten Sie auf den Spread!

/ Kurt Bracharz

Am 30. November stimmen die Schweizer über die Gold-Initiative ab, wobei ein positives Abstimmungsergebnis wegen seiner Auswirkung auf den Goldpreis weit über die Schweiz hinaus von Bedeutung wäre. Die drei Forderungen der Initiative lauten, dass die Goldreserven der Schweizer Nationalbank vollständig in der Schweiz gelagert werden müssen (derzeit befindet ein wesentlicher Anteil in Großbritannien und in Kanada), dass die SNB in ihrer Bilanz jederzeit mindestens 20 Prozent Goldreserven halten muss (derzeit hat diese Bank ohne Zwang etwa 8 Prozent Goldreserve) und dass sie kein Gold mehr verkaufen darf (was die Gegner der Initiative zu einem ganz besonderen Blödsinn erklären, worauf die Befürworter antworten, dass diese Entscheidung unter entsprechenden Umständen natürlich durch einen neuen Volksentscheid geändert werden könne – nicht aber von Politikern oder Bankern).

Würde die Initiative angenommen, müsste die Schweizer Nationalbank ihre Goldreserve von 1040 Tonnen auf 2600 Tonnen aufstocken, aber noch mehr als dieser dann notwendige Einkauf würde die Signalwirkung, dass die SNB Gold kauft, den Preis in die Höhe treiben. Zwar kaufen derzeit Chinesen und Inder relativ viel Gold (das bei Letzteren hauptsächlich in Schmuck verarbeitet wird), aber das hat den Preisverfall seit der Spitze 2010 nicht aufgehalten. Über die letzten Jahrzehnte weg gesehen, hatte der Goldpreis eine erste Spitze von über 800 Dollar pro Unze im Jahre 1980, sank bis 1988 auf ungefähr 400 Dollar, stieg dann steil an bis auf fast 1900 Dollar 2011 und liegt heute bei etwa 1200. Wer 2004 Gold einkaufte, könnte es heute mit fast 200 Prozent Wertzuwachs verkaufen. Wer hingegen 2011 gekauft hat, wird mit einem Verkauf wahrscheinlich lange warten müssen, um auch nur eben auszusteigen. Eine Annahme der Goldinitiative würde sicher zu einem kurzzeitigen Anstieg führen.

Das Abstimmungsergebnis ist schwer zu prognostizieren, weil die Einstellung der meisten Kleinanleger zu Gold besonders irrational ist. Gold ist eigentlich eine dubiose Wertanlage: Es wirft nicht nur keine Zinsen oder Rendite ab (aber man muss für den Banktresor zahlen, wenn man es nicht zuhause für Einbrecher aufbewahren will), man kann es im Notfall nicht essen und tut sich bei Notverkäufen mit der Teilung schwer, wenn man nur große Stücke hat, was sich andererseits beim Einkauf dringend empfiehlt. Wenn man überhaupt Gold kauft, sollte man möglichst bei der Ögussa größere Barren kaufen, weil bei diesen der Spread, die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis, am kleinsten ist. Die Zeitschrift ‘Konsument’ hat das an Beispielen aus dem August 2014 vorgerechnet: Der Spread für einen 1-Gramm-Barren betrug bei der Ögussa 34 Prozent, beim Bankhaus Schellhammer & Schattera 44 Prozent und bei der Ersten 29 Prozent. Für einen 1-Kilogramm-Barren der Ögussa war er aber nur 2,1 Prozent.