Zaungäste in Washington

/ Kurt Bracharz

Die FPÖ erstaunt einen immer wieder. Wenn es sich bei der Meldung nicht um Fake News handelt, fliegen Hofer und Strache zu Trumps Inauguration nach Washington, und das nicht etwa inkognito, sondern mit stolzgeschwellter Brust, dass sie von dem Republikaner Steve King aus Iowa, dem Kartoffelstaat im Corn Belt, eingeladen worden sind. King steht nach europäischen politischen Maßstäben sehr weit rechts bis hin zu seinem 2010 öffentlich gezeigten Verständnis für die Täter eines Anschlags auf ein Gebäude der Steuerbehörde IRS.

Bemerkenswert an seiner Biographie ist, dass es ihm als Student während des Vietnamkriegs gelungen ist, sich vor dem Wehrdienst zu drücken, ohne gleich nach Kanada gehen zu müssen, und er heute für eine noch weitergehende Erleichterung der privaten Bewaffnung von (weißen) US-Bürgern auch außerhalb von Milizen eintritt, was natürlich die NRA (National Rifle Assoziation) mehrfach zu Wahlempfehlungen für ihn veranlasste. Im August 2015 schätzte ihn InsideGov als ‘the least effective member of Congress’ ein, eine klare Parallele zu EU-Abgeordneten der FPÖ. In unseren Zeitungen wird er als Trump-Fan bezeichnet, aber eigentlich war King ein Ted Cruz-Fan. So schnell ändert man seine Meinung, wenn man um seinen Abgeordnetensitz fürchten muss.

Aber zurück zu Hofer und Strache. Es fliegt übrigens auch noch ein Andreas Karlsböck mit den beiden, aber den mag ich jetzt nicht googeln, wer auch immer das ist. Die drei werden von Trump ebensowenig persönlich empfangen wie unlängst H & S in Moskau von Putin. Aber was verspricht sich das blaue Trio eigentlich von einem eventuellen Selfie mit Trump? Ist denn der neue amerikanische Präsident nicht fast jedermann in Österreich von rechts (Goldman Sachs-Manager in der Regierung!) über die Mitte (Rassismus, Sexismus) bis links (hier würde die Liste zu lang) suspekt und deshalb propagandistisch wenig brauchbar? Selbst die einfältige Ansicht, der (angebliche) Multimilliardär Trump sei ein brillanter Geschäftsmann – tatsächlich hat er ein Vermögen geerbt und ist mit den eigenen Geschäften wie den Casinos eingefahren – und deshalb hinter der hysterischen Fassade ein kühl kalkulierender Kopf, hört man nur ganz selten.

Der gemeinsame Nenner von Trump und Hofer ist ein anderer: Die FPÖ präsentiert sich beharrlich als Fünfte Kolonne der Russen, und das Seltsamste an Trump ist seine angebliche Beziehung zu Putin. Man muss ja nicht gleich glauben, dass Trump tatsächlich eine Marionette der Russen ist (und seine Vermögensverhältnisse nicht offen legen will, weil er so hohe Schulden bei russischen Banken hat, die ihn erpressbar machen) – was letzten Endes ein genialer Schachzug des Ex-KGB-Mannes Putin wäre – aber welche gemeinsamen Interessen könnten die Präsidenten der USA und Russlands denn wirklich verbinden? Gemeinsam gegen China? Und will Hofer sich tatsächlich als Mittler zwischen Ost und West anbieten, wie er ja einmal geäußert hat? Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.