Lassen Sie die Kühe chillen!

/ Kurt Bracharz

„Pro Jahr wird ein Amerikaner durch Haie getötet, sechs verlieren ihr Leben durch Schlangen, zwanzig durch Kühe.“ So steht es in dem Buch „Kühe anstarren verboten!“ von Rachel Levin im Malik-Verlag, aber da es sich um eine Übersetzung aus dem Amerikanischen handelt („Look Big“, New York 2018) und manche Texte für die deutsche Ausgabe „teilweise adaptiert“ wurden, heißt es im Original vielleicht „Rinder“ statt „Kühe“. Vom Umschlag der deutschen Ausgabe glotzt jedenfalls eine Holstein-Kuh, und der Text im Inneren enthält ein österreichisches Zitat: „Beherzigen Sie die Warnung der Landwirtschaftskammer Tirol: Eine Alm ist kein Streichelzoo.“

Die Empfehlungen für die Begegnung mit europäischen Kühen lauten: „Halten Sie mindestens zwei Meter Abstand. Kühe fühlen sich schnell bedrängt, sie mögen es nicht, wenn Menschen zu nah kommen. Stehen Sie nie hinter einem Tier, das ist sein blinder Fleck. Gehen Sie weiter, wenn Ihnen eine Kuh begegnet. Bleiben Sie nicht stehen, starren Sie sie nicht an. Sprechen Sie leise (laute Stimmen regen auf). Lassen Sie die Kuh einfach chillen, das macht sie sowieso am liebsten: Hals gesenkt, kauend. Wenn sie den Kopf hebt – verschwinden Sie. Kühe gehen ohne Vorwarnung auf Sie los. Regel Nummer eins: Versuchen Sie nicht, ihren Hund zu retten. Sorry.“

Für Bullen gibt es eine Extra-Anweisung: „Halten Sie Distanz. Drehen Sie einem Bullen nie den Rücken zu. Und wenn er aggressiv wird – Kopf gesenkt, Schultern erhoben, schnaubend, scharrend – rennen Sie um Ihr Leben. Ein angreifender Bulle wird Sie mit dem Kopf anrempeln, Sie umreißen und dann auf Ihnen herumtrampeln. Nicht schön.“

In der amerikanischen Ausgabe – die ich nicht zur Hand habe – steht hier wahrscheinlich stattdessen, man solle sich beim Bullenreiten gut festhalten.