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/ Haimo L. Handl

Je länger der Krieg in Syrien andauert, desto intensiver wird die Kritik an Russland. Einhellig, fast ohne Gegenstimme, ohne kritische Prüfung, scheint es ausgemacht, dass der böse Bube aus Moskau den Verbrecher Assad stützt, allein oder vornehmlich für das Morden verantwortlich ist. Fast niemand fragt, wie unter diesen horriblen Zuständen die logistische Versorgung der „Rebellen“ funktioniert, die offensichtlich permanent Nachschub erhalten, weil diese „Rebellen“, die verzweifelten Kämpfer einer guten Sache, munter kämpfen und kämpfen, was aber heldenhaft ist und gut.

Auch die Bevölkerung im östlichen Stadtteil, der heiß umkämpft ist, weigert sich abzuziehen und setzt sich lieber der Gefahr aus zu verhungern und zu verdursten, weil die Propaganda uns ja weismacht, es gäbe überhaupt keine Versorgung mehr. Das ist das eine. Die andere Seite ist die Blindheit gegenüber den kriegsverbrecherischen Bombardierungen der Rebellen.

Das schlimmste Versäumnis aber stellt die Weigerung dar, nach den Unter- und Hintergründen dieses Krieges zu fragen, der von vornherein als „Bürgerkrieg“ dargestellt wird, was er nicht ist. Unsere gut eingebetteten Journalisten mauern für die Leitmacht und ihre Vasallen, für die gute Sache der Menschenrechte und denken nicht nach, nach welchen Kriterien die Leitmacht USA ihre Hegemonialpolitik, insbesondere im Nahen Osten, gestaltet. Es werden die historischen Entwicklungen negiert, wie sie seit dem 2. Weltkrieg untersuchbar wären, die die verderbliche Rolle der Westmächte belegten. Insbesondere die die Politik der ehemaligen Weltkolonialmacht Großbritannien wird ausgeblendet, aber auch Frankreich und die Türkei werden nicht näher untersucht und bewertet. Man fokussiert auf ausgesuchte Persönlichkeiten, gibt ein paar Fehler der jüngsten Vergangenheit zu und iteriert tagaus, tagein die westliche Position als die humane, vernünftige.

Aber es geht sehr wohl um die amerikanische Hegemonialpolitik, der die Bütteldienste der faschistischen Türkei, der verbrecherischen Saudis und der kriegsorientierten Israelis in die Hände spielen. Zweitens geht es, weder verwunderlich, noch überraschend, ums Geschäft. In diesem Falle um Pipelines für den wichtigen Öltransport. Assad unterzeichnete einen Vertrag für eine Pipeline aus dem Iran durch sein Land ans Mittelmeer. Die Amerikaner und Saudis fordern eine aus Katar. Dazu kommen noch so kleine Details, in welcher Währung wieviel bezahlt wird. Auf lange Sicht geht es um die außerordentlich bedeutsame Energiepolitik. Assad stört die Geschäfte der Scheichs aus Saudi Arabien und Katar sowie der Amerikaner. Deshalb muss er liquidiert werden. Fast hätten die USA mit ihren Alliierten des geschafft, wenn nicht in letzter Minute die Russen sich hart eingemischt hätten.

In einigen Medien sind diese Aspekte schon seit Jahren aufgegriffen worden. Allerdings nicht in der sogenannten Qualitätspresse oder den öffentlich rechtlichen Fernsehanstalten. Dort geht es immer noch um einen Bürgerkrieg und wie Europa die Flüchtlingskrise, instigiert von den USA, löste. Auch so ein Bütteldienst.