Ghostwriting

/ Haimo L. Handl

Ein Journalist geht mit einem Prominenten einen Vertrag zum Ghoswriting ein, nimmt dafür viele hundert Stunden Material auf. Der Auftraggeber publiziert mehrere Bände, dann wird der Vertrag beendet. Alles vertraglich geregelt: dass im Auftrag für Person X gearbeitet wird, dass alle Rechte der Verwertung, als auch das Recht, den Vertrag zu beenden und jemand anderen mit der Weiterführung des Ghostwriting zu betrauen, beim Auftraggeber liegen.

Trotzdem bricht der angesehene Journalist und Ghostwriter die Abmachungen. Zuerst beansprucht er das Tonmaterial. Er rückt es erst heraus, als er dazu gerichtlich gezwungen wird. Dann veröffentlicht er ohne Zustimmung des Autors und Auftraggebers, auf eigene Rechnung, das fremde Material. Eine im Durchschnittspublikum als seriös angesehen Zeitschrift gibt sich dafür her, den Diebstahl aus Sensationsgründen in einer Titelgeschichte zu verhökern. Ein anderer Publikumsverlag publiziert, rechtzeitig zur Buchmesse, das anstößige Buch. Das Geschäft läuft.

Der Journalist Heribert Schwan ist ein vertragsbrüchiger Fledderer, der SPIEGEL ist in der Rolle eine Hehlers, ebenso der Heyne Verlag, der mit dem Raubgut Geschäfte macht.

Dem Autor und Auftraggeber Helmut Kohl wird frech das Recht des Eigentums an seinen Gedanken, Erinnerungen, an seinem Wissen seines Lebens genommen. Ein Assistent erdreist sich, das Material vertragsbrüchig zu publizieren und wird dabei von bekannten Verlagen unterstützt.

Damit ist der Beweis geliefert, dass Autorenrechte, überhaupt Persönlichkeitsrechte, in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr gelten. Die Unsitten der Cowboy- und Rangermentalität, des Faustrechts und der Fledderer, wie sie sich über das Internet und speziell die Social Media breit gemacht haben, bestimmt nun auch das „seriöse“ Verlagsgeschäft.

Wie ist das möglich? Ähnlich wie bei Erpressungen nur deshalb, weil es ein Publikum gibt, das dies nicht nur goutiert, sondern gierig frisst, sich daran begeilt, mit seiner Sensationslüsternheit den Dealern solcher Stoffe Geschäfte verspricht. Nicht nur der Herr Schwan, der SPIEGEL oder der Heyne Verlag sind verachtenswert, sondern auch jene geilen Spechte, die das willig kaufen, die den Tratsch pflegen, die Spekulationen, die Gerüchte. Sie alle pfeifen auf Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte. Mit solchen Ghosts wird nur noch Abschaum erzeugt für die gesellschaftliche Jauche von verlogenen Spießern.