Österreich III betätigt sich wieder

/ Haimo L. Handl

Das sogenannte Kulturbildungsprogramm des ORF, der Fernsehsender Ö III, bringt, ähnlich wie viele vierte Programme in Deutschland, Dauerpropaganda über die Nazizeit, den Holocaust, Hitler. Im Mantel der Aufklärung beherrschen die Nazischergen viel Sendezeit.

Es scheint, es kommt auf die Intention an: Wir wollen ja aufklären. Nebeneffekt: Keine Geschichtsepoche ist so bekannt, so eingebläut, wie die des 3. Reiches, kein Führer so populär, wie Adolf Hitler. Nicht zuletzt dank der professionellen Unterstützung israelischer Spezialisten und jüdischer Organisationen ist das Thema Hitler/Nazis dauernd im Munde.

Demgegenüber stehen läppische Versuche, ‘Wiederbetätigung’ strafrechtlich zu verfolgen. Letzthin wurde entrüstet berichtet, wie viele Interessierte sich Nazi-Devotionalien auf Flohmärkten kaufen, vom Stahlhelm über Orden bis zu Bildchen usw.

Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. Seit 1867 soll das bei uns gelten. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das, aus staatsbürgerlicher Freiheitspflicht, eingeschränkt. Wer daheim ‘Mein Kampf’ im Regal stehen hat, macht sich der Wiederbetätigung schuldig.

Jene Wissenschaftler, die sich als nicht wiederbetätigend ausweisen können, dürfen Nazimaterial verarbeiten, wenn es antinazistisch ausgelegt ist. Die Gesinnung hat zu passen, wie damals in der UdSSR oder DDR. Jetzt fällt bald das Copyright auf Hitlers Autobiografie. Das Geschäft wird im Ausland laufen. In Deutschland und Österreich wird die Lektüre verboten bleiben. Aus geistigen Hygienegründen.

Wie schwach sind unsere Gesellschaften, dass sie einerseits permanent die Nazis im Kollektivbewusstsein wach halten müssen, andererseits mit Strafverfolgung ahnden wollen, was ‘verdächtig’ erscheint? Wie stark, im Umkehrschluss, ist die Nazi-Ideologie? Muss einem, der nicht weiter denkt, nicht dünken, die Hitlerideen seien übermenschlich stark? Wie steht’s bei jenen, die weiter denken?

Mich persönlich erstaunt, wie wenig gelernt wurde, trotz aller propagandistischer Maßnahmen. Offensichtlich ist es keine Frage der Bildung und der Kenntnisse. Führt diese immense Datenkenntnis zu irgendwelchen Folgerungen ideologischer und politischer Art? Wo, bei wem, wie? Irgendeine Qualitätssteigerung im Bereich Menschenrechte? Irgendwo eine Eindämmung der Kriege und ihrer desaströsen Auswirkungen?

Wie frei wird geforscht und darüber kommuniziert? Türkei/Armenien, Israel/Palästinenser, USA-Europa/Iran, Westen/afrikanische Diktaturen, China, Südostasien, Indien, Lateinamerika, Karibik.

Was hier geboten scheint, ist dort verboten. Was hier gepriesen wird, steht dort unter Verfolgung. Zensurmaßnahmen, Mordaufrufe (Fatwa), soziale Ächtung (Antisemitismusvorwurf), Ausgrenzung, Terror. Vielleicht muss man das Lernen aus der Geschichte anders interpretieren?