Einmischungen unerwünscht

/ Haimo L. Handl

Europa tritt in den Augen vieler Afrikaner immer noch paternalistisch oder rassistisch oder kolonialistisch gegenüber Afrikanern und afrikanischen Staaten auf. Die Massenmedien berichten vornehmlich von Katastrofen und zeigen nicht das schöne, friedliche, bunte, fröhliche Afrika. Das stimmt in einigen Aspekten. Aber es stimmt nicht als stereotype Antwort und Beschuldigung. Es ist ein Counter-Cliché im Dienste der Konter-Propaganda.

Man soll Afrika in Ruhe lassen, heisst es vielerorts. Dann hätten die Afrikaner weniger Probleme. Denn Rechte werden nicht von Diktatoren wie Mugabe gebrochen, der kein Dikatator ist, sondern ein rechtens demokratisch gewählter Präsident. Sie werden von den Ausländern, den Europäern und Amerikanern, den Weissen gebrochen und gebeugt.

Deshalb sind so schöne, liebe, faszinierende Road-Shows und Zirksuveranstaltungen wie die von Heller inszenierte über, von und mit Afrikanern so begrüssenswert. Weshalb Tragödien ansehen, wenn operettengleich Artistik zur verdängenden Unterhaltung taugt?

X NGOs und ihre Vertreterinnen und Vertreter in Österreich bemühen sich redlich Schuldkomplexe zu schüren und Forderungen zu stellen. Interessanterweise nicht an die Adressen ihrer heimischen Regierungen, sondern an hiesige. Aber wenn es dort so fröhlich, bunt, schön und friedlich war und ist, wie man uns glauben macht, weshalb flüchten dann Abertausende unter horriblen Umständen? Sind sie falschen Verlockungen erlegen? Waren die Verlockungen für jene Afrikaner, die hier Fuss fassen konnten, keine falschen? Das soll man den Zurückgebliebenen einmal erklären.

Die Hilfe Europas ist ein Bärendienst und beleidigt die Afrikaner. Sie haben ihre eigenen Kulturen und brauche nicht von uns zu importieren. ‘Ärzte ohne Grenzen’, ‘Reporter ohne Grenzen’, überhaupt das ganze grenzenlose Hilfspack stört.

Europas Hilfe leistet andererseits einem fatalen brain drain Vorschub. Es zieht gute Leute ab vom Kontinent, der dringendst einer funktionierenden Elite bedarf. Das sagen zwar die vielen tausenden hochbegabten Afrikanerinnen und Afrikaner nicht, die hier in NGOs arbeiten, von Staat, Land und Gemeinden unterstützt ihr Auskommen finden, ihre Aufgabe, ihren Lebenszweck hier wahrnehmen. Diese tüchtigen Leute sollten doch daheim arbeiten, wirken, helfen. Oder braucht man sie dort nicht? Will man sie nicht? Sollen wir sie deshalb wollen? Warum helfen sie uns Europäern? Haben Sie etwas dagegen? Sind sie eine Rassistin oder ein Rassist? Da stimmt etwas nicht.

Sudan, Zimbabwe, Kongo, Sierra Leone, Elfenbeinküste, Nigeria, Südafrika und die vielen anderen Staaten des riesigen Kontinents werden durch unsere ‘Hilfen’ von der eigenen Entwicklung abgehalten. Unsere Gräuelpropaganda verzerrt. Wir sollten nicht Kriegsbilder zeigen oder Dokumentationen von Folterungen, Vergewaltigungen, Verdurstenden und Verhungernden, sondern von den Schönen und Reichen, von den Wohlhabenden, den Demokraten und beflissenen Beamten, den Hochschulprofessoren und Musteruniversitäten, von den Forschungserfolgen afrikanischer Einrichtungen und ihrem rühmenswerten Einsatz in Afrika.

Es ist irreführend, wenn man afrikanische Hilferufe oder Klagen publiziert, z.B. für billige Pharmazeutika, Gesundheitseinrichtungen, Ärzte usw. Die Afrikaner haben das selbst. Nur wir Europäer pflegen das dumme Klischee von den Medizinmännern, von Schamanisten und trommelnden Tanzgruppen.

Leider scheinen viele afrikanische Vertreter in Europa hauptsächlich sich auf’s Trommeln und Tanzen oder Organisieren von ‘Hilfen’ zu spezialisieren und perpetuieren damit dieses Klischee. Man soll die positive afrikanische Kehrseite zeigen: Rechtssicherheit im Staat, funktionierende Steuergesetzgebungen, florierende Märkte, Verkehrsnetze und demokratische Bildung. Alles da. Nur die Europäer machen es schlecht. Somalia hat es bewiesen, als die kriminellen Amerikaner schmählich abziehen mussten. Mugabe hat es bewiesen. Präsident Lt. General Umar Hassan Ahmad Al-Bashir des Sudan beweist es. (Die Chinesen helfen ihm dabei!) Afrika ist anders. Nehmen wir das endlich zur Kenntnis.

Tsunami dort, Wirbelsturm hier. Jetzt Myanmar. Die Westpropaganda lügt und verbreitet Horrorsensationsmärchen. Es gibt ein paar Tote. Na und? Über den Vorwand der Hilfe wollen westliche Agenten in’s Land und die ruhmreiche Junta schwächen oder gar stürzen. Klar, dass die realpolitisch vernünftigen, klugen Militärs die Schranken nicht heben und die verfluchten Ausländer draussen halten. Westliche Hilfen sind Kuckuckseier, sind Gift. Hören wir doch endlich auf zu helfen. Wir beleidigen die Andern. Die burmesischen Militärs wissen das und wenden die ausländische Intervention mannhaft ab.